Natürlicher Verlauf der Chronischen Hepatitis C
Für den Entscheid, ob eine Interferon-Therapie der HCV-Infektion sinnvoll sei, ist die Abschätzung des Verlaufs ohne Behandlung sehr wichtig. Alberti et al. fassen im Digestive and Liver Diseases die aktuelle Literatur zu diesem Thema zusammen.
„Predictions are difficult to make – especially if they concern the future“ soll George W. Bush einmal gesagt haben. Voraussagen sind auch in der Medizin schwierig, aber äusserst wichtig. Gerade bei der Behandlung der HCV Infektion, sind solche Voraussagen therapie-entscheidend. Die vorliegende Arbeit fasst die einschlägige Literatur umfassend zusammen.
Die Infektion mit dem Hepatitis C Virus heilt oft, veilleicht in der Hälfte der Infektionen spontan ab. Doch selbst wenn die Virusinfektion chronisch verläuft, dann haben nur etwa 50% der chronischen Träger zeitweise oder chronisch erhöhte Leberenzyme und etwa 2/3 haben einen milden Leberschaden. Chronisch Infizierte mit normalen Leberwerten haben selbst nach 10-15 Jahren kaum eine Progression des Leberschadens. Untersucht man Personen mit erhöhten Leberwerten und normalem histologischen Leberbefund (F0), dann ist die Langzeit-Progressionsrate nach 10-15 Jahren etwa im Bereich 5-10% (Abbildung, obere Hälfte). Doch wenn bereits zu Beginn eine geringe Fibrose vorliegt (Stadium F1), dann findet sich eine Progression in ein Fibrose-Stadium F3 in über 40% der Betroffenen (Abbildung untere Hälfte).
Bei fehlender Leberzellschädigung ist somit das Progressionsrisiko sehr gering. Der Entscheid zur Durchführung einer Biopsie sollte bei Vorliegen einer Leberenzymerhöhung grosszügig gefällt werden. Denn beim Nachweis einer geringen Fibroserate muss bereits mit einer wesentlichen Progression des Leberschadens gerechnet werden, so dass sich in diesen Fällen, und insbesondere bei Vorliegen anderer Risikofaktoren, eine Therapie lohnen dürfte.
Alberti et al, Digestive and Liver Diseases, 2004; 36:646-54