HIV-Übertragung: Genetische Prädisopsition

Eigentlich ist es erstaunlich, dass kaum mehr als 10-20% aller HIV infizierten Menschen das Virus auf den Partner übertragen. Gründe für die „Nicht-Übertragung“ sind manigfaltig. Die Genetische Prädisposition kommt dazu.

Das HI-Virus passt sich in den ersten Monaten der Infektion optimal an seinen „Wirt“ an. Es verändert sich so, dass es der Immunologischen Kontrolle optimal entgeht. Dazu muss das Virus seine Oberfläche so ändern, dass es möglichst schlecht erkannt wird.

Die Muster, mit welchen unser Immunsystem fremde Eindringlinge erkennt, sind durch genetische Faktoren, den sogenannten Histokompatibilitäts-Antigenen (HLA) vorgegeben. Diese HLA-Typen bestimmen unsere persönliche Ausprägung unseres Immunsystems, aber auch unseren Körpergeruch und viele andere Merkmale. 

Wenn sich das Virus nun optimal an einen Menschen anpasst, dann ist es wahrscheinlich, dass ein Mensch mit ähnlichem Immunsystem (z.B. Geschwister) eher mit dem Virus angesCox Proportional Hazard Modelteckt wird, als jemand mit einem ganz anderen Immunsystem. Diese Hypothese haben nun Forscher aus Birmingham, USA und Zambia untersucht. Dabei haben Sie Paare, bei welchen es nicht zur Übertragung kam (n=104) mit solchen verglichen, bei denen die HIV-Infektion übertragen wurde (n=125). Die Autoren haben zahlreiche Faktoren, welche die Übertragung beeinflussen können, mitberücksichtigt (Geschlechtskrankheiten, Anzahl Sexualkontakte, Geschlecht, HIV-RNA Konzentration). Unabhängig von all diesen Faktoren, welche das Transmissionsrisiko bekanntlich beeinflussen, spielte jedoch auch der genetische Hintergrund eine Rolle. Bei Paaren, welche 2 HLA-B Loci gemeinsam hatten, war das Risiko einer Übertragung besonders hoch. Die HIV-diskordanten Paare wurden auch gut 7 Jahre beobachtet. Drei Partner hatten zwei gleiche HLA-B Allele wie der HIV-infizierte Partner. Alle drei waren innert einem Jahr angesteckt (Median 185 Tage). Ein gleiches HLA-B allel zu besitzen wie der infizierte Partner erhöhte das Infektionsrisiko um 2.2 (RH, 95%: 1.5-3.3).

Für die HIV-Transmission ist nicht nur die Infektiosität des infizierten Partners wichtig, es kommt immer auch auf die Empfänglichkeit des nicht infizierten Partners an. Hier wurde gezeigt, dass die genetische Disposition ein sehr individueller Faktor ist, der die Übertragungswahrscheinlichkeit beeinflusst. Es ist nicht so, dass jemand einfach mehr oder weniger empfindlich ist, sondern man ist immer unterschiedlich emfpindlich, je nach dem, mit welcher Person (resp. HLA-Typ) man sich einlässt….

Dorak et al, Lancet 26.6.04, S. 2137-9