Procalcitonin und Nierenbeteiligung beim febrilen Harnwegsinfekt im Kindesalter

Eine Studie aus Italien zeigt: im Kindesalter ist die Bestimmung des Procalcitonins (PCT) hilfreich, wenn es um die Differentialdiagnose zwischen einer akuten Pyelonephritis und einem febrilen Harnwegsinfekt ohne Nierenbeteiligung geht. Gleichzeitig scheint dieser Parameter bzgl. Spezifität dem CRP deutlich überlegen.

Febrile Harnwegsinfekte sind im Kindesalter kein seltenes Problem. Entscheidend dabei ist die Beurteilung der Mitbeteiligung des Nierenparenchyms. Ist dies der Fall, so sind weitreichende diagnostische und therapeutische Konsequenzen indiziert. Ziel ist es, eine Narbenbildung mit entsprechenden Komplikationen zu verhindern. Leider sind Klinik und aktuell verfügbare Laborparameter hier nicht sehr spezifisch, weshalb ein entsprechender Parameter sowohl teure Diagnostik wie auch unnötige prophylaktische antibiotische Therapien reduzieren könnte.

Die prospektive Studie von Pecile et al. beschreibt 100 Kinder im Alter von einem Monat bis 13 Jahren mit erstem febrilen Harnwegsinfekt. Erfasst wurden das CRP und PCT im Serum, BSR und die Leukozytenzahl bei Eintritt. Zur Beurteilung der Nierenbeteiligung wurde innerhalb der ersten 5 Tage nach Eintritt eine DMSA-Szintigraphie durchgeführt. Der Schweregrad wurde dabei mit einem Score von 0-4 klassifiziert:

0: fehlende Läsion
1: unsichere oder sehr milde Läsion (<5% der Oberfläche)
2: milde Läsion (5%-10% der Oberfläche)
3: mittelschwere Läsion (10%-30% der Oberfläche)
4: schwere parenchymatöse Läsion (>30% der Oberfläche)

(Klassifikation nach Benador et al.) Bei auffälligem Befund (Score 2-4) wurde die Szintigraphie nach 6 Monaten mit der Frage nach einer Narbenbildung wiederholt.

Bei Kindern mit szintigraphisch gesicherter akuter Pyelonephritis (n=53, Score 2-4) war das Procalcitonin im Serum signifikant höher verglichen mit Kindern, die einen febrilen Harnwegsinfekt ohne Nierenbeteiligung (n=47, Score 0-1) hatten. Die Spezifität des PCT lag dabei bei knapp 94% verglichen mit der Spezifität des CRPs von knapp 32%. Bzgl. Schweregrad der Nierenbeteiligung zeigte sich ein positive Korrelation sowohl zum PCT- als auch zum CRP-Spiegel. Hingegen war bzgl. der Entwicklung einer Narbenbildung lediglich für das PCT eine signifikante positive Korrelation nachweisbar.

Erneut ist in einer klinischen Anwendung der junge Infektparameter PCT dem altbekannten CRP überlegen (siehe auch: Procalcitonin versus C-reaktives Protein). Die Fragestellung ist wesentlich und die Aussagekraft des PCT erscheint in dieser Arbeit sehr wertvoll. Zur Zeit ist wird der Einsatz von PCT vor allem durch seinen hohen Preis (Fr. 80.-) eingeschränkt. Dies limitiert auch die Möglichkeiten im klinisch (pädiatrischen) Alltag Erfahrungen mit dem neuen Parameter zu sammeln.

Pediatrics, Vol. 114 No. 2 August 2004