Kondome des Grauens: Löcher oder keine Löcher?
Die Sendung Panorama des BBC vom 27. Juni "Can condoms kill?" ging den Grundlagen für die Warnung des Vatikans vor löchrigen Kondomen nach.
Die Warnung des Vatikans vor löchrigen Kondomen verbunden, mit der Behauptung, dass Präservative folglich eine HIV-Übertragung nicht effektiv verhindern können, hat im vergangenen Jahr in der ganzen Welt für verständnisloses Kopfschütteln gesorgt (siehe auch: Beitrag Infektweb ).
Die Sendung Panorama des BBC vom 27. Juni " Can condoms kill? " griff diese Thematik nun erneut auf, nachdem ihre Reporter während 6 Monaten weltweit intensiv recherchiert hatten.
Ergebnis: Die angeführten wissenschaftlichen Grundlagen stützen in ihrer exakten Aussage die vatikanische Konklusion keinesfalls. So zeigt sich auch einer der zitierten Wissenschaftler Dave Lytle, ein pensionierter Latex-Spezialist des FDA enttäuscht über den Missbrauch seiner Resultate in der vatikanischen Publikation.
Auch die weiteren angeführten Quellen erhärten korrekt dargestellt die Thesen des verantwortlichen Kardinals Trujillo nicht. Zwar lässt sich 100%ig nicht ausschliessen, dass einzelne HI-Viren (Schätzungen gehen von einem Virus pro 200 gebrauchten Kondomen aus) das Latex penetrieren. Doch ist der Schutz damit immer noch 10"000 mal besser als bei ungeschützten sexuellen Kontakten.
Ähnlich äusserten sich in dem BBC-Report auch prominente HIV-Experten. Unter Ihnen auch der Leiter des Fachbereichs Infektiologie am Kantonsspital St. Gallen, PD Dr. Pietro Vernazza. Er zeigte auf, dass eine Aneinanderreihung mehrerer unwarscheinlicher Vorfälle notwendig sei, damit es auf diesem Wege zur Übertragung des Virus komme. Dieses derart winzige Risiko bedeute im Alltag aber faktisch ein Nullrisiko.
Am Rande der 15. Welt-Aids-Konferenz, die heute zu Ende gegangen ist, berichtetet auch die lokale Tagespresse über die Löcher-in-Kondomen-Diskussion. Die Bangkok Post verwies in ihrer Ausgabe vom 13.07.04 dabei auf die BBC-Sendung und zitierte Prof. Steve Pinkerton vom Wisconsin"s Medical College mit der wichtigen Aussage, dass Kondome ohne Impfung oder Therapie die einzige verbleibende Hoffnung darstellen, die im Kampf gegen die Epidemie verfügbar sind.
Denn selbst wenn Kondome einzelne kleine Löcher haben, will Frau/Mann sich vor einer HIV-Übertragung schützen, so führt praktisch kein Weg an Ihnen vorbei. Neben den erforderlichen finanziellen Mitteln sind angesichts von knapp 40 Millionen Menschen, die mit HIV/AIDS leben insbesondere auch kluge Ideen in der Prävention und Aufklärung absolut notwendig. Eine Warnung vor löchrigen Kondomen ist hingegen weit von einem konstruktiven Beitrag entfernt.