HIV-Therapie und Gefässe

Am 20. Nov. 03 publizierte das NEJM die Resultate einer Multizenter-Studie zum Herzinfarkt-Risiko unter HIV-Therapie. Nun hat die DAD-Studiengruppe diese Arbeit noch um die Risiken für Hirnschlag ergänzt.

Die D.A.D. Study ist eine internationale Kollaboration von 11 Kohorten. Insgesamt wurden über 23"000 HIV-positive Patienten in Europa, USA und Australien während knapp 18 Monaten beobachtet. Über das erhöhte Herzinfarkt-Risiko haben wir bereits berichtet (NEJM, 20.11.03). Nun wird das Risiko für alle Herz- und Kreislauf-Erkrankungen zusammengefasst. Patienten, welche mit einer Kombinationsbehandlung (CART=Combination Antiretroviral Therapy)behandelt werden habD.A.D-studyen ein erhöhtes Erkrankungsrisiko, und dieses Risiko steigt mit zunehmenden Jahren Therapie (Abbildung).

In der ersten im NEJM publizierten Studie hat sich die Analyse auf die Fälle mit Herzinfarkt beschränkt. Die Studie zeigte, dass das Risiko für einen Herzinfarkt jedes Jahr um 26% steigt. Da das Infarkt-Risiko absolut gesehen immer noch ein seltenes Ereignis ist, steht der Nutzen der Therapie natürlich immer noch weit über dem möglichen Schaden. Die jetzt im AIDS publizierte erweiterte Analyse (AIDS, Juli 2004) geht nun einen Schritt weiter und analysiert alle kardiovaskulären Ereignisse. Auch hier zeigt sich die Zunahme des Risikos mit länger dauernder Therapiedauer.

Im Moment müssen HIV-positive Patienten noch von zwei Übeln das weit mildere wählen, doch in Zukunft wird auch die Entwicklung der HIV-Therapie dahin gehen, dass wir eine Therapie aufbauen möchten, welche eine möglichst geringe langfristige Nebenwirkungsrate hat. Und die Veränderungen im Fettstoffwechsel sind bestimmt eine wichte Nebenwirkung. Dies hat die zweite Analyse der D:A:D: Studie nun klar gezeigt.

Die Schweizerische HIV-Kohortenstudie trägte einen grossen Teil der Daten für die D:A:D: Studie bei.

Quelle: D:A:D-Writing Committee, AIDS 2004; 18:1811-17


Prof. em. Dr. med. Pietro Vernazza

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