Behandlung der Tonsillitis mit Cephalosporinen

In den letzten 50 Jahren war Penicillin die empfohlene Behandlung der Gruppe A Streptokokken (GAS) Tonsillopharyngitis. Seit den 70-iger Jahren jedoch wurden auch Cephalosporine eingesetzt. Die Studie von Casey und Pichichero untersucht nun in einer Metaanalyse das Outcome mit Penicillin versus Cephalosporine.

In der Metaanalyse eingeschlossen wurden Studien bei Erwachsenen ( wobei Einschlussalter > 12 Jahre), Studien wo mittels Schnelltest GAS Infektion identifiziert worden ist (also auch Träger), Studien in denen orales Penicillin versus orales Cephalosporin untersucht wurde und Studien in denen das bakteriologische Outcome nach Behandlung gemessen wurde.

Casey and Pichichero CID 2004

Nun zeigen die Autoren  in der Metaanalyse , dass ein „bakteriologisches Versagen“ in der Penicillingruppe zweimal höher ist, als in der Cephalosporin Gruppe. Es ist bekannt , dass bei Streptokokken- Trägern ( asymptomatische Träger) Penicillin eine schlechtere Eradikation zeigt als Cephalosporine, und in den Studien kann auf Grund der Diagnostik nicht davon ausgegangen werden, dass alle positiven Strepto-Schnellteste auch wirklich Infekte waren, deshalb eventuell die schlechte Eradikationsrate.

Sicherlich sind Cephalosporine wirksam für die GAS Tonsillitis, sie werden ja auch bei Penicillinallergie als Alternative empfohlen. Die antibiotische Therapie bei Tonsillopharyngitis soll v.a. die Spätfolgen ( das rheumatische Fieber) verhindern, und dies kann Penicillin sehr gut. Penicillin wirkt bei GAS Infektionen immer noch sehr gut, auch bei schweren Haut-Weichteilinfekten mit GAS zeigt sich eine gute Wirksamkeit von Penicillin. Die antibiotische Therapie wird auch eingesetzt um die Komplikation, wie z.b.einen Peritonsillarabsszess zu verhindern, nur kommen diese Patienten oft schon zu spät, wenn die antibiotische Therapie alleine nicht mehr nützt! Ob da Cephalosporine den Penicillinen was voraus haben, kann nicht gesagt werden.

Ich denke nach wie vor ist das Wichtigste, dass eine Tonsillitis nur eine antibiotische Therapie braucht, wenn sie durch GAS verursacht ist.

Obwohl dies nur in etwa 10% aller Tonsillitiden der Fall ist, bekommen fast 75% der Patienten die einen Arzt aufsuchen ein Antibiotikum!!!

Wenn wir nun auf ein Antibiotikum mit etwas breiterem Spektrum als First-Line wechseln, dann beeinflussen wir die obere Atemwegsflora, die gastrointestinale und die Haut-Flora vermehrt, was in der heutigen Zeit der Resistenzentwicklung nicht zu vernachlässigen ist!

Wir müssen uns das Ziel einer antibiotischen Therapie bei Tonsillitis vor Augen halten! Rechtfertigt eine bessere Eradikation den kategorischen Wechsel zu Cephalosporinen? Bei der Tonsillitis braucht es eigentlich keine effizientere Therapie sondern ein Umdenken in der Verschreibungspraxis!

Nur 10% der Tonsillitiden sind GAS Tonsillitiden und brauchen ein Antibiotikum, eine Verifizierung mittels Kultur ( oder zumindest Strep-Schnelltest) sollte immer gemacht werden, damit nicht unnötigerweise antibiotisch behandelt wird! Ich denke dieser Grundsatz ist viel wichtiger als Penicllin versus Cephalosporine.

Lesen Sie auch das Editorial von Bisno im CID 2004