Ist Sars ausgestanden ?
Unter diesem Titel diskutieren Christian Griot und Pierre-Allain Raeber ein Jahr danach die Frage, wie es mit Sars weiter geht und ob neue Krankheitsfälle zu erwarten sind. Mit der Erlaubnis der Autoren präsentieren wir hier einen Vorabdruck.
SARS, die Abkürzung steht für „Schweres Akutes Respiratorisches Syndrom“, war auch dieses Jahr wieder in den Schlagzeilen; wenn auch nur kurz. Wie aus dem Nichts wurde am 27. Dezember 2003 ein neuer SARS-Verdachtsfall aus China gemeldet. Dieser Verdachtsfall, aus derselben Region, in der das Virus im November 2002 zum ersten Mal entdeckt worden war, wurde von den chinesischen Behörden, wie auch von der Weltgesundheitsorganisation, (WHO) bald nach bekannt werden bestätigt. Darauf folgten noch drei weitere bestätigte Fälle (Stand 31.3.04).
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Zusammenfassung SARS-Virus
Das SARS-Virus ist in der Zwischenzeit auf molekularer Ebene gut charakterisiert worden: es handelt sich um ein neues Coronavirus. Es wurde provisorisch in eine neue Gruppe innerhalb der Familie der Coronaviridae eingeteilt. Verschiedene Untersuchungen haben bestätigt, dass nur eine Infektion mit dem Coronavirus die Krankheit auslösen kann. Ko-Infektionen mit anderen Erregern (Viren, Bakterien) dürften keine Rolle spielen. Nach einer Inkubationszeit von 3 bis 11 Tagen treten bei Infizierten meist plötzliches Fieber und Atembeschwerden auf. Weitere klinische Symptome (unter anderem Diarrhoe) sind ebenfalls möglich. Im weiteren Verlauf kann sich eine atypische Pneumonie entwickeln. Das Krankheitsbild beim Menschen gleicht im Anfangsstadium somit demjenigen der klassischen Influenzainfektion, was die Diagnostik massiv erschweren kann. Nach bisherigen Erkenntnissen liegt die Sterblichkeitsrate (Letalität) bei 6 – 10 Prozent. Bei älteren Patienten kann sie aber auch weit höher liegen. Übertragen wird SARS vorwiegend durch Tröpfcheninfektion. Nachdem der Erreger auch im Stuhl von Erkrankten nachgewiesen werden konnte, kommen auch Schmierinfektionen in Frage. Andere Übertragungswege (aerogen über grössere Distanzen, indirekt durch Vektoren wie Insekten) sind nicht auszuschliessen, dürften jedoch für die Verbreitung der Krankheit nicht massgeblich sein.
Christian Griot ist Direktor des Institutes für Viruskrankheiten und Immunprophylaxe (IVI)
Pierre-Alain Raeber ist Leiter der Sektion Epidemiologie und Infektionskrankheiten, Bundesamt für Gesundheit (BAG)