Die Klassiker im Vormarsch:

Lues/GO und ihr breites klinisches Spektrum
Dr. M. Anliker, Kantonsspital Aarau
Kommentar aus der Praxis: Dr. P. Baumann, St. Gallen

Dr. M. Anliker, designierter Fachbereichsleiter der Dermatologie im Kantonsspital St. Gallen, stellt sich mit einem Vortrag über die klassischen Geschlechtskrankheiten, Lues und Gonorrhoe, vor. In den letzten Jahren findet sich eine Zunahme in der Inzidenz dieser beiden STD“s, wobei ganz klassisch die Personen mit wechselnden Sexualpartnern häufiger betroffen sind.

Bei der Gonorrhoe kommt es nach kurzer Inkubationsszeit von 2-7 Tagen zu einer insbesondere bei Männern in Form einer Urethritis symptomatischen Infektion. Bei Frauen bleibt die GO häufig unbemerkt, kann aber auch zu Urethritis und Cervicitis führen. Je nach Vorlieben beim Geschlechtsverkehr können Pharyngitiden und Proktitiden auftreten. Eine Fülle von möglichen Komplikationen wie Pelvic Inflammatory Disease (PID), Salpingitis, Perihepatitis, Douglas-Abszesse, Endokarditiden und Nephritiden, kann die Folge sein. Auch immunologische Sequelae wie Arthritiden und Vasculitiden, oft zeitlich mit Menstruation oder Schwangerschaft assoziiert, machen die Gonorrhoe zu einer unangenehmen Erinnerung an schöne Stunden.

Die Diagnose ist meist mittels mikroskopischem Erregernachweis der intrazellulären Diplokokken im Abstrich der betroffenen Region zu stellen, auch eine Anzucht der Erreger auf Thayer-Martin-Agar oder eine PCR aus dem Urin können zur Identifikation führen. Durch zunehmende Resistenzentwicklungen gegen Ciprofloxacin und Makrolide werden diese nicht mehr als Therapie der ersten Wahl empfohlen, sondern – bei unkomplizierter Erkrankung – eine einmalige intramuskuläre Injektion von 250 mg Ceftriaxon.

Auch die Lues wird wieder häufiger in der Praxis gesehen. Dabei stellen sich die Patienten selten mit dem Primäraffekt – dem Ulcus durum – beim Arzt vor, sondern meist im Stadium II. Hier bietet sich ein variables Bild mit Condylomata lata in der Genitalregion, makulopapulösen Syphiliden an Hand und Fuss, Plaques muqueuses oral und einem generalisierten maculopapulösen Hautausschlag. Doch auch bei verschiedensten Organbeteiligungen, wie Gastritiden, Arthritis, Hepatitis, ZNS-Beteiligungen, oculären Symptomen und unspezifischen grippalen Erscheinungen sollte die Syphilis in der Differentialdiagnose Beachtung finden.

Dank frühzeitiger Diagnostik und wirksamer Therapie sieht man Patienten im Stadium III mit disseminierten Gummen nur noch sehr selten. Neben einem Erregernachweis im Dunkelfeldmikroskop ist der IgM-Nachweis der erste positive Test. Der TPHA-Test bleibt auch nach erfolgreicher Behandlung positiv, so dass zur Therapiekontrolle der VDRL-Test Verwendung findet.

Zum Schluss ging Dr. Anliker auf den Zusammenhang zwischen HIV-Infektion und Lues/GO ein: zum einen finden sich unter HIV-Positiven häufiger auch die klassischen STD“s, zum anderen erhöht eine Läsion bei STD die Gefahr einer HIV-Uebertragung. Auch scheint der Verlauf der Lues/GO bei HIV-Infizierten schwerer zu sein.

Im Kommentar aus der Praxis erinnerte Dr. P. Baumann aus St. Gallen an die Wichtigkeit einer kompletten körperlichen Untersuchung unter Einschluss der Mundhöhle, um die wichtige Diagnose einer STD nicht zu verpassen.

 

Die vollständige Präsentation des Vortrags von Dr. Marc Anliker (pdf-file) finden Sie hier