Vogelgrippe: Medikamente zu spät eingesetzt

Glücklicherweise wird das Vogelgrippe-Virus kaum von Mensch zu Mensch sondern nur durch direkten Kontakt mit Hühnern übertragen. Doch für diejenigen, die es trifft, scheint jede Hilfe zu spät zu kommen.

Die asiatische Vogelgrippe (Influenza H5N1) hat bisher 20 Todesopfer gefordert (WHO Stastik, 27.2.04). Die Erkrankung trifft sehr selten den Menschen (bisher 33 gesicherte Fälle), weil das Virus nur schlecht vom Huhn auf den Menschen übertragen wird. Vermutlich handelt es sich bei den Erkrankungen von Raubtieren und Katzen auch nur um seltene Einzelfälle infolge hoher Virusexpsoition (Futter!).

Doch wenn es jemanden trifft, dann helfen nur noch wenige Medikamente. Gegen die alten Mittel gegen Influenza A (Rimantadin, Amantadin) ist das H5N1-Virus resistent (vgl. Helfen also nur noch die neuen Neuraminidasehemmer Zanamivir (Relenza) und Oseltamivir (Tamiflu). Doch wie ein erst online verfügbarer Artikel im NEJM (Hien et al, NEJM online 25.2.04, print 18.3.04) beschreibt , hatten auch diese Mittel in Thailand kaum einen Todesfall verhindern können.

Die Neuraminidasehemmer (im Gegensatz zu den älteren Substanzen) können das Wachstum von H5N1-Viren in der Zellkultur (in vitro) hemmen. Doch als diese Substanzen bei fünf Patienten mit H5N1-Vogelgrippe in Vietnam eingesetzt wurden, schien die Behandlung fast wirkungslos. Vier der fünf Patienten starben trotz Therapie. Doch die Behandlung wurde spät eingesetzt. Wir wissen, dass Neuraminidasehemmer sehr früh, möglichst in den ersten 24 Stunden der Erkrankung eingesetzt werden sollten. Bei diesen Fällen wurde die Therapie erst nach 5-8 Tagen eingesetzt. Dass wir hier nicht mehr mit einer Wirkung der Substanz rechnen können, wissen wir von den klinischen Studien mit oseltamivir und zanamivir.

Sehr schön beschrieben wurde in dieser Arbeit die ausbleibende Übertragung der schweren Krankheit auf Familienangehörige. Ein Editorial (Perspective) unter dem Titel: Übertreten der Species-Barriere: Ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein Riesensprung für die Menscheit befasst sich mit der Frage der Übertragung auf den Menschen. Die Krankheit entwickelte sich bei Personen, die Kontakt mit Hühnern hatten, jedoch nie bei den Familienangehörigen.

Die massive Verbreitung der Vogelgrippe im ganzen Orient ist jedoch Sorge genug. Bereits sind über 100 Millionen Hühner an oder wegen der Seuche gestorben oder getötet worden. Vietnam, Südkorea, Pakistan, Laos, Kambodia, Indonesien, China, HongKong und Japan sind von der Seuche betroffen. In den letzten Wochen wurden auch Farmen in den USA und Canada von einer weniger Virulenten Form eines H2N1 Virus befallen.

Allein die grosse Zahl von betroffenen Vögeln macht eine Übertragung auf den Menschen wahrscheinlicher. Aber von besonders grosser Sorge ist die mögliche Rekombination mit menschlichen Grippeviren-sequenzen.