Vogelgrippe – Keine Reisewarnung: ein update

Die Vogelgrippe hat Südostasien und unsere Schlagzeilen beschlagnahmt. Dennoch, eine Warnung für Reisende nach Südostasien wäre übertrieben.

Die Vogelgrippe, die zur Zeit Südostasien, China und Japan heimsucht, ist in erster Linie eine Erkrankung der Vögel. Besonders Poulet-Farmen, wo die Tiere eng aufeinander Leben, sind betroffen. Das Ausmass der Erkrankung der Vögel ist immens. Ursache der Erkrankung ist der seit 1996 bekannte H5N1-Stamm des Influenza-A Virus.

Besondere Sorge bereitet die Tatsache, dass das gleiche H5N1-Virus auch bei Menschen zu Erkrankungen führte. Bisher fanden sich gesicherte H5N1 Influenza-Erkrankungen beim Menschen nur in Thailand und Vietnam. Die WHO meldete bis zum 27.1.04 sieben gesicherte Fälle in Vietnam (6 davon bisher tödlich verlaufen) und 3 Fälle (2 tödlich) in Thailand. Zusätzlich sind zahlreiche Personen (auch in China) mit Verdacht auf H5N1-Influenza erkrankt.

Diese Fälle bei Menschen (vor allem Kinder!) in Thailand und Vietnam fallen örtlich und zeitlich zusammen mit einer besonders starken Ausbreitung der Vogelgrippe in diesen Regionen. Doch insgesamt sind wenig Menschen betroffen, was nur damit erklärt werden kann, dass das Virus nicht oder nur ineffizient von Mensch zu Mensch übertragen werden kann. Dies entspricht der bekannten Spezies-Spezifität für Influenza-Viren. Doch die massive Verbreitung der Vogelgrippe und die Tatsache, dass das Virus -wenn auch selten – auf den Menschen übertragen werden kann, muss als potentielle Gefahr angesehen werden (s. auch den Beitrag: Vogelgrippe – was ist das?). Es ist denkbar, dass sich das Virus bei betroffenen Menschen an den Menschen anpasst (virale Adaptation) sodass es auch von Mensch zu Mensch übertragen werden kann.

Im Moment beobachten die Experten der WHO die Lage sehr genau. Noch ist keine Reisewarnung für Reisende nach Südostasien notwendig. Doch die WHO ist bereit, auch rasch weltweit die Produktion von Schutzimpfungen voranzutreiben und lokale Ausbrüche mit antiviralen Substanzen zu verhindern. Auch die Schweiz hat wie unsere Nachbarländer einen Pandemieplan, sollte sich ein ganz neuer Influenza-Stamm auf der ganzen Welt ausbreiten.

Ein besonderes Problem könnte erst noch auf uns zu kommen: Gemäss einem Bericht der NewYork Times sollen erste Tests darauf hinweisen, dass das neue Virus resistent ist gegenüber den Antiviralen Influenza-Medikamenten der ersten Generation (Amantadin und Rimantadin).

Wobei dies nicht ganz überraschend ist, denn 1991 publizierten Wainright et al bereits eine Studie, in der sie zeigen konnten, dass die H5 Subtypen der Vogelgrippeviren in vitro resistent auf Amantadine sind.

Dies würde nun also bedeuten, dass ein Pandemieplan nur mit den neuen und teureren Neuraminidase-Hemmern auskommen müsste. Diese Berichte müssen allerdings noch bestätigt werden.

Das BAG hat für Fragen zu Reisen nach Südostasien eine spezielle Telefonnumer eingerichtet. Über die aktuelle Situation im Zusammenhang mit Vogelgrippe berichtet das BAG auf seiner Homepage.

Und hier noch als Geographie-Crash-Kurs einige Links zu den wichtigsten Karten Asiens:

  • Südostasien (Das Gebiet zwischen China und Australien, auch Indochina)
  • Japan (127 Mio E, 377"000 qkm)
  • China (1286 Mio E, 9"326"000 qkm)
  • Thailand (64 Mio E, 514,000 qkm)
  • Vietnam (81 Mio E, 325,000 qkm)

Lesen Sie auch unseren Beitrag im St. Galler Tagblatt vom 28.1.04