Kinder vernachlässigt bei Grippeprävention!
Es ist mittlerweile bekannt, dass Kinder die Hauptträger/Ueberträger des Influenzavirus sind. Selbst bei Kindern kann eine Grippe tödlich enden. Wurden Kinder bei der Influenza-Präventionsstrategie vernachlässigt?
Im November 2003 sind 2 britische und 3 schottische Kinder an den Folgen der Infektion mit dem Influenza-A Stamm Fujian verstorben. Aus Frankreich, Spanien, Norwegen und Portugal wurde auch von einer grossen Infektionsrate unter den Kindern mit dem gleichen Virusstamm berichtet. In Australien und Neuseeland sind diesen Winter über 3000 Personen an diesem Virusstamm erkrankt.
In unserem Bericht "Jetzt gegen Grippe impfen" vom 9.11.03 haben wir darauf hingewiesen, dass im November 5 Kinder an den Folgen einer Influenza-A Virus Infektion in Grossbritannien verstorben sind. Bei allen 5 Kindern wurde die Grippe durch den Influenza-A Stamm Fujian hervorgerufen (der im Impfstoff enthaltene Panamastamm ist mit Fujan eng verwandt).
Auf Grund der Aehnlichkeit zwischen den beiden Virusstämmen, sind sich die Experten einig, dass auf Grund der resultierenden "Cross protection" die Infektion mit dem Fujian-Stamm bei bereits geimpften ein deutlich weniger ausgeprägtes Krankheitsbild verursachen würde.
Laut BUPA"s Health Information Team in United Kingdom liegt beim Fujian-Stamm eine verstärkte Virulenz gegenüber Kindern und Teenagern vor, sodass eine rasche Vermehrung in dieser Population stattfinden konnte, was wiederum die in der Einleitung erwähnte grossflächige Infektionsrate erklärt.
In einem Bericht vom BMJ vom 13.12.03 wurde hinterfragt, weshalb es zu solch einem Influenzaausbruch und vor allem bei der jüngeren Population kommen konnte. Die Autoren erwähnen, dass bereits vor der alljährlichen Weltgesundheitsversammlung das Fujian-Virus erfasst wurde. Auf Grund eines Mangels an Material, um genug Impfstoff herzustellen und auf Grund des frühen Auftretens der ersten Influenzawelle, wurde entschieden den in den letzten 3 Jahren gehäuft vorkommenden Panamastamm in den Impfstoff einzufügen.
Andererseits besteht die Meinung, dass in den letzten Jahren das Immunsystem der jungen Leute deutlich weniger dem Influenza-Virus exponiert worden ist, sodass die ältere Population mit der aktuellen Situation besser zurechtkommt.
Die Schlussfolgerung von Prof. Oxford ist, dass in Anbetracht der Tatsache, dass Influenza zu den gefährlichsten Krankheiten für die gesamte Menschheit gehört, in Zukunft nicht nur die "at risk population" sondern eben auch bzw. vor allem die junge das Virus ausbreitende Population durchgeimpft werden sollte, um einer Pandemie, wie es 1918, 1957 und 1968 geschehen ist zuvorzukommen.
Kinder gegen Grippe zu impfen hätte aber auch eine ganz andere Wirkung auf die Grippe-Epidemie. Dies hatte eine im NEJM 2001 publizierte Studie bereits gezeigt: In Japan wurden zwischen 1962 und 1987 Schulkinder systemstisch gegen Grippe geimpft. Dies führte zu einem drastischen Rückgang der Grippe-Mortalität bei älteren Menschen. Der Effekt war viel effizienter als eine vergleichbare Strategie der Amerikaner, bei welcher nur die ältere Bevölkerung geimpft wurde. Offenbar sind Kleinkinder, wie bei vielen anderen Infektionskrankheiten auch, bei der Grippe die wichtigsten Übertragungsquellen.
Weitere Informationen über Grippe finden Sie auch in unserem Vortragsarchiv.