Woher stammt das Resistenz-Gen der MRSA?

Über die Herkunft des mecA-Gens, das für die Methizillin-Resistenz bei S. aureus kodiert, wusste man bisher wenig. Nun haben neue Arbeiten hier wesentliche neue Erkenntnisse gebracht. Sie erklären auch, wieso nosokomiale MRSA weltweit auf einige wenige Klone zurückzuführen sind und gegen viele weitere Antibiotika resistent sind, während ausserhalb des SPitals erworbene MRSA (CA-MRSA) keine multiplen Resistenzen aufweisen und nicht von klonalem Ursprung sind.Bei S. aureus wir die Resistenz gegenüber Methizillin, und damit gegenüber allen verfügbaren Betalaktam-Antibiotika, durch die Anwesenheit eines zusätzlichen Penizillin-Bindeproteins (PBP2a) verursacht. Penizillin-Bindeproteine sind notwendig für den Aufbau der Peptidoglykan-Zellwand der Bakterien. Betalaktam-Antibiotika haben für das neue PBP2a eine verminderte Affinität und können dieses daher nicht mehr blockieren. Die Zellwandsynthese verläuft demzufolge ungestört weiter und die Bakterien werden nicht abgetötet (Methizillin resistente S. aureus = MRSA). Das PBP2a wird auf einem zusätzlichen Gen (mecA) codiert. Dies erklärt auch, wieso ein S.aureus-Stamm a priori resistent oder sensibel ist und nicht unter Therapie durch eine spontane Mutation seine Empfindlichkeit auf Betalaktam-Antibiotika wechseln kann. Die Herkunft dieses mecA-Gens war lange Zeit nicht bekannt. Erkürzlich konnte gezeigt werden, dass das mecA-Gen Bestandteil eines neuartigen Genelementes ist, dem „staphylococcal cassette chromosome mec“ (SCCmec-Element) (Antimicrob Agents Chemother 2000; 44: 1549-1555). Zugehörige spezifische Kasettenchromosom Rekombinasen ccrA und ccrB ermöglichen eine Übertragung des Elementes von einem Bakterium auf das andere. Die Entdeckung des SCCmec-Elementes ermöglicht nun ein teilweises Verständnis der Epidemiologie von MRSA. Das SCCmec-Element beinhaltet verschiedenen genetische Elemente, die  in das Chromosom von S. aureus integriert werden können. Die bisher gefundenen SCCmec-Elemente variieren in ihrem Aufbau. Bisher konnten 4 SCCmec Typen gefunden werden: SCCmec Typ I bis IV. Die ersten drei Typen sind auch in älteren MRSA-Isolaten nachweisbar. Es handelt sich um grosse Genelemente, meist mehrere zusätzliche Resistenzgene gegen ander Antibiotikaklassen aufweisen. Aufgrund ihrer Grösse sind diese Elemente nicht leicht von einem Bakterium auf ein anderes übertragbar (Antimicrob Agents Chemother 2001; 45: 1323-36). Dies erklärt zwei Gesichtspunkte der MRSA-Epidemiologie: Erstens sind die meisten MRSA resistent gegenüber vielen weiteren Antibiotika und zweitens deuteten die bisherigen Daten darauf hin, dass MRSA von oligoklonalem Ursprung sind. Neuerdings wurde nun ein vierter Typ  SCCmec nachgewiesen, der kleiner ist als die Typen I-III und dem die zusätzliche Resistenzdeterminanten fehlen (J Infect Dis 2002; 186: 1344-47; Antimicrob Agents Chemother 2002; 46: 1147-52). Dieser Typ wurde vor allem in S.aureus-Isolaten, die ausserhalb des Spitals nachgewiesen wurden gefunden (community-acquired-MRSA). Dies erklärt, wieso CA-MRSA meist gegenüber den nicht-Betalaktam-Antibiotika empfindlich bleiben. Aufgrund seiner kleineren Grösse ist das SCCmec Typ IV auch leichter übertragbar. Dies wiederum würde erklären, wieso die CA-MRSA – im Gegensatz zu den nosokomialen MRSA – nicht von ologoklonalem Ursprungs sind (Clin Inf Dis 2003; 37: 1050-58).