MRSA ausserhalb des Spitals

Methizillin resistente St. aureus (MRSA) werden zunehmend auch bei gesunden Personen ausserhalb des Spitals gefunden. Welche Bedeutung muss einem solchen Befund beigemessen werden und welche Massnahmen sind erforderlich?

Von einem niedergelassenen Arzt erreichte uns die Anfrage über das weitere Vorgehen, bei einer sonst gesunden, jungen Frau, bei der in einem Abszess im Gesässbereich ein Methizillin-resistenter Staphylococcus aureus (MRSA) nachgewiesen wurde.

MRSA sind nicht virulenter als andere St. aureus, aber sie sind gefürchtet, weil alle b-Laktam-Antibiotika und oft mehrere andere Antibiotika-Klassen wirkungslos sind. Nur Vancomycin hat noch eine zuverlässige Wirksamkeit. Bis vor kurzem waren MRSA v.a. in Spitälern anzutreffen. Während in der Ostschweiz MRSA noch selten sind, sind bis zu 30 oder mehr Prozent aller St. aureus in den Spitälern vieler anderer Länder und in Genf resistent auf Methizillin. Meist kann nur noch Vancomycin als zuverlässig wirksames Antibiotikum verwendet werden.

In den letzten Jahren sind jedoch auch am Kantonsspital St. Gallen MRSA etwas häufiger isoliert worden: Im Jahre 2003 beispielsweise wurden 22 Patienten isoliert, weil sie mit MRSA kolonisiert oder infiziert waren (2000: 5 Patienten). Viele dieser Patienten waren zuvor in einem Spital mit hoher MRSA-Prävalenz, meist im Ausland, hospitalisiert. Bei der Hälfte der Patienten wurde die MRSA-Kolonisierung jedoch zufällig entdeckt, die Patienten wiesen keinen bekannten Risikofaktor für eine MRSA-Kolonisierung auf. Dass MRSA zunehmend auch ausserhalb des Spitals zu einem Problem werden, ist aus der Literatur bekannt (MMWR 2003; 52: 88; MMWR 2003; 52: 793-795.).

Obwohl die Gefahr einer Ausbreitung der MRSA vor allem in Spitälern hoch ist, kann es auch in einer Arztpraxen zu einer Übertragung von einem Patienten auf einen anderen kommen. Die Übertragung findet dabei v.a. über kolonisierte Hände des Praxispersonals oder kolonisierte Instrumente statt. Um dies zu verhindern müssen die Hygienemassnahmen konsequent umgesetzt werden. Die korrekt ausgeführte Händedesinfektion vor und nach jedem Patientenkontakt ist dabei am wichtigsten. Das Tragen einer Überschürze und von Handschuhen vermindert das Risiko zusätzlich, vor allem bei Patienten mit offenen Wunden. Mit MRSA kolonisierte Patienten sollten nach Möglichkeit zu Randzeiten in die Praxis bestellt werden, um nach der Konsultation eine Desinfektion der Umgebung, mit der der Patient in Berührung gekommen ist, zu ermöglichen.

Etwa 10% der Bevölkerung sind dauernd oder intermittierend mit St. aureus auf der Haut oder den Schleimhäuten besiedelt, ohne dass es im Verlauf zu Infektionen kommt. Auch MRSA führen bei sonst gesunden nur gelegentlich zu Infektionen. Daher sind Antibiotika sind kontraindiziert, wenn nur eine Koloniserung vorliegt und keine Infektion, die einer systemischen Antibiotikatherapie bedarf. Um die weitere Verbreitung zu verhindern ist jedoch ein Versuch, betroffene Patienten von MRSA zu dekolonisieren, zu erwägen (desinfizierende Körperwaschung und Nasensalbe). Dies erscheint um so wünschenswerter, wenn rezidivierende Abszesse vorliegen. (Zur Bedeutung der Haut/Nasen-Kolonisation mit Staphylococcus aureus vgl. Schweiz. Med. Forum, Ausgabe vom 27. August 2003, Artikel von Bassetti, Iten und Flückiger über primäre bakterielle Hautinfektionen). Wenn eine solche Behandlung geplant ist, berät die Spitalhygiene der Spitalregion St. Gallen Rorschach gerne und wir geben auch zusätzliches Informationsmaterial ab (Tel 071 494 11 22). Allenfalls wären auch die Mitbewohner des Patienten in die Abklärungen und gegebenenfalls in die Dekolonisierungsmassnahmen einzubeziehen.