SARS-Update 14.07.2003 – Vorbereitungen für die nächste Grippesaison

Seit nunmehr drei Wochen wurden keine neuen SARS-Verdachtsfälle mehr gemeldet. Am 05.07.2003 gab die WHO bekannt, dass die Übertragungskette in der letzten von SARS betroffenen Region (Taiwan) unterbrochen wurde und damit der SARS-Ausbruch unter Kontrolle sei. Ob SARS wieder auftreten wird oder durch die rigorosen weltweiten Massnahmen ausgerottet werden konnte, ist zur Zeit noch ungewiss. Der Augenmerk liegt nun auf der kommenden Grippewelle, da SARS aufgrund seiner grippeähnlichen Symptomatik zu Verwirrungen führen könnte.

Am 15. Juni wurde der letzte wahrscheinliche SARS-Fall in Taiwan isoliert. Seither sind drei Inkubationsperioden vergangen, sodass nun davon ausgegangen werden kann, dass der SARS-Ausbruch – die erste neue Infektionskrankheit des neuen Jahrtausends – eingedämmt werden konnte. Beispiellos war die internationale Zusammenarbeit unter der Leitung der WHO, welche nun schlussendlich zu diesem Erfolg führte. Am 05.07.2003 erklärte die WHO die SARS-Epidemie für eingedämmt. "Mit dem Unterbruch der letzten bekannten Übertragungskette in Taiwan kann die Welt befreit aufatmen. Gleichzeitig sollten die Gesundheitssysteme ihre Aufmerksamkeit nicht verringern, da weitere [SARS-]Fälle immer noch irgendwo auf der Welt auftauchen köönten. SARS hat und gelehrt, dass ein einziger Fall genügt, eine Epidemie zu verursachen" (Dr. David Heymann, WHO Executive Director for Communicable Diseaqses). Insgesamt wurden bis heute 8437 wahrscheinliche SARS-Fälle und 813 SARS-Todesopfer registriert.

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Aufgrund des heutigen Wissens kann noch nicht vorhergesagt werden, ob das SARS-Coronavirus in Zukunft erneut beim Menschen in Erscheinung treten wird, oder ob es aus seinem neuen Wirt – dem Menschen – durch die rigorosen Vorkehrungen zur Verhinderung einer weltweiten Ausbreitung verdrängt werden konnte. Wichtig wäre zu wissen, woher dieses neue Coronavirus kam, und wie es auf den Menschen übergehen konnte. Nach wie vor wird in Forscherkreisen davon ausgegangen, dass es sich um ein zoonotisches Agens handelt – d.h. um einen Erreger, der im Tierreich vorkommt, bei seinem tierischen Wirt jedoch nicht unbedingt eine Erkrankung hervorrufen muss.

Es ist zudem bekannt, dass viele Viren, welche eine Atemwegserkrankung verursachen, erneut auftreten, wenn das Klima wieder kälter wird. Aus diesem Grund bereitet sich die WHO und ihre ins Leben gerufenen Netzwerke intensiv auf die nächste Grippesaison vor. Die Symptome einer Grippe, welche in schweren Fällen auch eine Lungenentzündung hervorrufen kann, können mit der SARS-Symptomatik verwechselt werden. Dies strapaziert Gesundheitswesen weltweit infolge unnötiger Isolationen und Contact-Tracing-Massnahmen. Daher ist es sehr wichtig, einen einfachen, sicheren und günstigen SARS-Test zu Verfügung zu haben. Ein solcher ist zur Zeit noch nicht verfügbar. Wir brauchen somit eine Methode, um der fast sicheren Konfusion mit der Grippe vorzubeugen. Die einfachste und vermutlich besste Massnahme ist grosszügige Impfung gegen die Grippe. Zumindest Bevölkerungsgruppen, welche dem höchsten Grippe-Risiko ausgesetzt sind – ältere Menschen, chronisch Herz-kranke Menschen, und Gesundheitspersonal – sollten gegen die Grippe geimpft werden (vgl. auch "Grippeimpfung – eine wichtige Präventivmassnahme im Alter" und WHO-Update 94).

Die Aufrechterhaltung von nationalen Referenzzentren ist ebenfalls wichtig, um eine sichere und schnelle Diagnostik zu ermöglichen und bei einer zukünftigen Bedrohung diese frühzeitig erkennen und dementsprechend reagieren zu können. Durch den Regierungsentscheid des Kantons St.Gallen, welches dem Institut für klinische Mikrobiologie und Immunologie IKMI – welches gleichzeitig eines der beiden SARS-Referenzzentren der Schweiz ist –  rigorose Sparmassnahmen aufzwingt, ist diese für unsere Gesellschaft wichtige Dienstleistung in Frage gestellt worden.

Sollte SARS erneut auftreten, werden wir Sie auf dieser Homepage informieren und auf dem Laufenden halten.