Tuberkulose in der Familie: Was soll ich abklären? Soll ich was schlucken?
Vorgehen, Therapie und Massnahmen bei einem Verdacht auf Tuberkulose.
Interaktives Referat von Dr. med. Christian Häuptle, allg. Medizin FMH Gossau, und Dr. med. Gerhard Eich, Oberarzt mbF Fachbereich Infektiologie/Spitalhygiene, Kantonsspital St. Gallen.
Wenn in der hausärztlichen Praxis ein Verdacht auf eine offene Lungen-Tbc besteht, sollte der betroffenene Patient zwecks rascher Diagnostik, zur Verhinderung weiterer Übertragungen, Kontrolle der Therapie und deren Nebenwirkungen hospitalisiert werden. Der Patient wird im Spital isoliert und muss eine Schutzmaske tragen.
Als erstes geht es um die Suche und Identifizierung des Mykobakteriums. Wichtigstes Material zur Diagnostik ist das Morgensputum über 3-5 Tage, ev. induziertes Reizsputum oder gar via bronchoalveolärer Lavage gewonnenes Bronchialsekret. Das gewonnene Material wird in der Mikrobiologie mit Färbungen (Ziel-Neelsen, Fluoreszenz) beurteilt, konzentriert und es werden Kulturen angelegt. Das Konzentrieren des Sputums bringt eine Sensitivität von 50-80%, die Kultur, die frühestens nach 1 Woche erhältlich ist, 80-85% Sensitivität. Eine Kultur sollte immer angestrebt werden, denn sie erlaubt die Bestimmung der Resistenz und die Identifizierung des Keimes. Diese letzeren Untersuchungen benötigen wiederum je nach Methode 1-14 Tage Zeit. Um Zeit zu gewinnen, ist es somit sinnvoll mittels PCR-Methode aus positivem Sputum, das Mykobakterium zu identifizieren, hier wird eine Sensitivität von 98% erreicht.
Mycobacterium tuberculosis
Der Patient wird beim Nachweis von säurefesten Stäbchen nach wie vor mit einer 4-Kombination über 2 Monate behandelt, gefolgt von einer 2er Kombination über 4 Monate. Nach Erhalt der Resistenz kann die Therapie adaptiert werden. Wichtig ist die Gabe von Vit B6 zur Prophylaxe der INH-induzierten Polyneuropathie. Die Transaminasen (INH, RMP) sind ebenfalls regelmässig, initial alle 2 Wochen zu überprüfen. Es erfolgen radiologische Nachkontrollen im Monat 1,3 und 6. Nach Therapieende sollten 6 monatliche Sputumkontrollen über 2 Jahre erfolgen.
Die Umgebungsprophylaxe ist bei Menschen mit engem Kontakt zu einem Patienten mit offener Tbc angezeigt, sofern diese einen positiven Mantouxtest (>10mm) haben. Es wird prophylaktisch mit INH 300mg und Vit B6 über 6 Montate behandelt.
Bald ist zum Screening einer latenten Tbc-Infektion ein neuer Test (Elispot) erhältlich, der nicht mit einer stattgehabten BCG-Impfung kreuzreagiert.
Atypische Mykobakterien
Bei atypischen Mykobakterien, die nicht von Mensch zu Mensch übertragen werden können und häufig in Risikogruppen (schlechte Immunlage, COPD, CF, etc.) symptomatisch werden besteht die Therapie in Rimactan, Myambutol und Klazid. Eine Umgebungsprophylaxe ist nicht nötig.
Die vollständige Präsentation des Vortrags von Dr. Gerhard Eich (pdf-file) finden Sie hier