Fortschritte in der Behandlung der chronischen Hepatitis B
Bessere Medikamente zur Behandlung einer chronischen Hepatitis B-Infektion werden dringend benötigt. Die neue Substanz Adefovir ist wirksam gegen Hepatitis B, und hat bis jetzt keine
Resistenzprobleme gezeigt.
Zwei Medikamente, Interferon-alfa und Lamivudin, sind bis jetzt in der Schweiz zur Behandlung einer chronischen Hepatitis B zugelassen. Das Ziel der Therapie, nämlich die Eradikation des HBV-Virus, ist mit beiden Substanzen nur selten erreichbar. Interferon-alfa macht häufig starke Nebenwirkungen. Eine Lamivudin-Monotherapie ist mit dem Nachteil einer raschen Resistenzentwicklung (66% nach 5 Behandlungsjahren) auf dieses Medikament behaftet.
Die neue Substanz Adefovir (in den USA bereits zugelassen) wird in 2 grossen Studien (HBeAG+, HBeAg-) geprüft. Die Zwischenresultate (nach 48 Wochen Therapie) wurden kürzlich im „New England Journal of Medicine“ publiziert. Es wurde gezeigt, dass eine 48-wöchige Behandlung mit Adefovir (im Vergleich zu Placebo) die histologische Aktivität verbessert, die HBV-Viruslast deutlich senkt und es häufiger zu einer HBeAg-Serokonversion und Transaminasennormalisierung kommt.
Der Behandlungserfolg war etwas ausgeprägter in der Behandlungsgruppe die 30mg Adefovir pro Tag erhielt (im Vergleich mit 10mg/Tag). In der 10mg-Gruppe traten praktisch keine Nebenwirkungen auf. In der 30mg-Gruppe kam es dagegen bei 8% zu einem relevanten Anstieg der Nierenwerte. Die Autoren folgerten deshalb, dass die optimale Dosierung fü eine Langzeittherapie 10mg/Tag beträgt.
Vergleicht man die neuen Studienresultate mit dem Erfolg der bisher zugelassenen Therapie, zeigt sich, dass die Adefovir-Monotherapie wahrscheinlich etwas schlechter abschneidet. So ist die HBe – Anti-HBe-Serokonversionsrate unter Lamivudien in einer vergleichbaren Zeit mit ca. 17% etwas besser (Adefovir 10mg: 12%). Unter einer nur 16-wöchigen Interferontherapie beträgt diese „partielle“ Serokonversionsrate sogar 33%.
Der grosse Vorteil des Adefovir ist, dass unter diesem Medikament bis jetzt keine Resistenzen aufgetreten sind (was aber wahrscheinlich eine Frage der Zeit ist) und dass es sich um ein oral verabreichbares, gut verträgliches Medikament handelt. Andere Untersuchungen haben zudem gezeigt, dass Adefovir auch bei bereits erworbener Lamivudin-Resistenz wirksam ist.
Wie bereits erwähnt handelt es sich bei den publizierten Daten erst um ein Zwischenresultat, man hat also noch keine Langzeiterfahrung mit Adefovir. Es ist auch noch unklar, was die optimale Behandlungsdauer ist, es zeichnet sich aber ab, dass viele der Patienten eine Langzeittherapie brauchen werden.
Wie bei der HIV-Infektion wird wohl auch bei der chronischen Hepatitis B die Behandlung in naher Zukunft aus einer Kombinationstherapie bestehen.