FAQ SARS

SARS ist für Viele beängstigend und lässt viele Fragen auftauchen. Hier finden Sie Antworten auf die häufigsten Fragen.

Was ist SARS (severe acute respiratory syndrome)?
SARS ist eine neue Infektionserkrankung, welche zuvor noch nie beim Menschen vorgekommen ist. In einem frühen Stadium gleichen die Symptome derjenigen einer Grippe. Aber SARS kann schnell fortschreiten und eine Lungenentzündung hervorrufen. In schwerwiegenden Fällen kommt es zu Atemnot und Tod.

Was heisst SARS?
"Severe Acute Respiratory Syndrome" ist eine Beschreibung der Krankheitssymptome und ihres Auftretens. "Schwer" ("severe") unterscheidet SARS von einer gewöhnlichen Erkältung oder Grippe, welche ebenfalls Fieber und Husten verursachen können, aber im Vergleich "mild" verlaufen. "Akut" ("acute") steht im Gegensatz zu chronisch, d.h. SARS tritt plötzlich und rasant auf, im Vergleich zu chronischen Krankheiten, welche schleichend beginnen und lange persistieren. "Respiratory" bezieht sich auf das hauptsächlich betroffene Organ – die Lunge – und den mit dem Lungenbefall einhergehenden Symptomen wie Husten und Atemnot. "Syndrom" schlussendlich bezeichnet eine Sammlung von Symptomen, im Falle von SARS Fieber > 38°, trockener Husten und Atemnot.

Ist SARS tatsächlich so gefährlich und beängstigend?
Ja, und zwar aus vier wichtigen Gründen:
1. Es ist sehr ansteckend und hat sich innert weniger Tage rasch ausgebreitet, sodass bis heute rund um die Welt SARS-Fälle gemeldet wurden. Inzwischen konnte die Ausbreitung eingedämmt werden. Der letzte SARS-Fall trat anfangs Juni 2003 auf.
2. Obwohl sich die meisten SARS-Patienten erholt haben, ist es eine schwere Erkrankung. Viele Patienten benötigten intensivmedizinische Betreuung und müssen mechanisch beatmet werden. 5-15 auf 100 SARS-Patienten sind gestorben, v.a. ältere und schon vorbestehend kranke Menschen, jedoch auch völlig Gesunde im besten Alter (ab 30-40 Jahren). Es gibt Hinweise, dass die Letalität sogar noch höher liegen könnte (bis zu 15% gemäss WHO). In unterschiedlichen Regionen scheinen Unterschiede in der Häufigkeit tödlicher Erkrankungsausgänge zu existieren, für welche es bislang noch keine sichere Erklärung gibt.
Als Vergleich sei die Grippe angeführt: Jährlich sterben zwar Zehtausende an der Grippe (Influenza), aber die Grippe-Epidemien kosten gerade 1 auf 1000 Erkrankten – meist ältere, abwehrgeschwächte Menschen – das Leben!
3. Die bisher von SARS am meisten Betroffenen waren Ärzte und Pflegepersonal der Spitäler. Wenn diese "Verteidigungslinie" ausser Gefecht ist, kann niemand mehr die Verbreitung von SARS aufhalten und die Erkrankten pflegen.
4. Noch ist unbekannt, ob, wann und wo SARS erneut auftreten wird bzw. kann. Diese vielen Unbekannten, welche den SARS-Erreger und seine Ausbreitungsdynamik unerklärlich erscheinen lassen, sind beängstigend. Die Welt muss daher weiterhin wachsam sein. Besonders in der kälteren Jahreszeit – in der Grippesaison – können aufgrund der gleichen initialen Symptomatik Verzögerungen beim Erkennen eines neuen SARS-Ausbruch entstehen.

Ist SARS sehr ansteckend?
Ja und nein. SARS ist nicht eine Krankheit, welche durch die Luft übertragen wird, wie z.B. die Grippe. Wenn dies so wäre, wären schon Hunderttausende weltweit an SARS erkrankt.  SARS war in der Hauptsache auf wenige Regionen der Erde beschränkt (insbesondere China inkl. Hongkong). Um mit dem SARS-Erreger angesteckt zu werden, ist eine enger Kontakt mit einem SARS-Kranken notwendig. Aber der SARS-Erreger ist sehr ansteckend, wenn er einen neuen Wirt erreicht hat. Er wird auch über Gegenstände übertragen, welche zuvor durch einen SARS-Patienten verschmutzt wurden (z.B. Niesen etc.). Ausserhalb des Köpers kann er bis zu 48 Stunden Stunden überleben und weitere Menschen anstecken. Besonders gefährlich sind dabei z.B. mit Stulgang (v.a. Durchfall) verschmierte Gegenstände, da der Erreger auch im Stuhl ausgeschieden wird. Wissenschaftler konnten bei genesenen SARS-Patienten noch während Tagen den vermuteten ursächlichen Erreger im Stuhlgang nachweisen, auch wenn sich der Patient gesund fühlte. Ob der Erreger dann noch überlebensfähig ist, bleibt noch abzuklären, ist jedoch zu vermuten.

Wie wird SARS übertragen?
Der SARS-Erreger wird über zwei hauptsächliche Wege übertragen:
1. Über Tröpfchen aus dem Atemwegssysem durch Niesen oder Husten. Man muss sich in einer Distanz aufhalten, in der Tröpfchen eines niesenden Patienten übertragen werden (1-2 Meter). Daher spricht man auch von einer Tröpfcheninfektion. Auch wenn nach dem Naseputzen u.a. die Hände nicht gereinigt werden, kann der Erreger z.B. beim Händeschütteln weitergegeben werden.
2. Der SARS-Erreger ist auch im Magen-Darm-Trakt nachweisbar. Somit kann er auch via eine Schmierinfektion (faeco-oral) verbreitet werden. Dies geschieht, wenn sich ein SARS-Patient nach dem Toilettengang die Hände nicht gründlich wäscht und anschliessend z.B. Hände mit jemandem schüttelt, der sich anschliessend über den eigenen Mund fährt etc.
3. Der mutmassliche SARS-Erreger wurde auch im Urin erkrankter Personen nachgewiesen.
Ansteckend sind sicher Personen, welche SARS-Symptome zeigen. Wie lange ein SARS-Patient noch ansteckend bleibt, nachdem er sich wieder gesund fühlt, ist noch unklar. Zudem ist auch unklar, welche Rolle Personen, die das SARS-CoV zwar in sich tragen aber nicht an SARS erkrankten, bei der Ausbreitung von SARS spielten.

Gibt es Ausnahmen?
Ja. Es wurden wenige so genannte "Super-Spreaders" identifiziert, welche eine grosse Anzahl weiterer Personen angesteckt haben. Diese haben die SARS-Ausbrüche in verschiedenen Teilen der Welt verursacht. So hat ein aus der chinesischen Provinz Guangdong kommender Geschäftsmann, wo SARS zum ersten Mal auftrat, innert weniger Tage 112 Kontaktpersonen in Hongkong angesteckt. Es ist nicht bekannt, warum diese Personen so ansteckend sind. Eine Theorie ist, dass sie eine grosse Menge oder einen speziell aggressiven Erreger ausscheiden.

Was sind die Symptome von SARS?
SARS beginnt häufig wie eine Grippe. Hohes Fieber > 38°C, sowie trockener Husten und Atemnot sind typisch. Eventuell tritt auch Durchfall (Diarrhoe) auf. Röntgenaufnahmen der Lunge können eine Lungenentzündung zeigen. Die meisten Patienten fühlen sich so schlecht, dass sie von sich aus einen Arzt aufsuchen.

Was verursacht SARS?
Die WHO gab bekannt, dass der SARS-Erreger ein Virus ist. Es handelt sich dabei um einen neuen Stamm der Coronaviren. Die Coronaviren sind u.a. auch Erreger von einfachen Schnupfen. Wissenschaftler in Rotterdam konnten zeigen, dass Affen, welche mit diesem Virus infiziert wurden, dieselbe SARS-Symptomatik entwickelten, wie wir sie kennen gelernt haben. Das Virus wurde "Humanes Pneumonie-assoziiertes Coronavirus" oder SARS-CoV getauft. Dieses Virus ist inzwischen als Verursacher von SARS anerkannt. Alle sogenannten Koch"schen Postulate (modifiziert nach Rivers für Viren; nach Dr. Koch, der damit die Kausalität zwischen einem Erregers als krank-machendes Agens und des Krankheitsbildes bewies) sind erfüllt: 1.) Das SARS-CoV wurde bei SARS-Erkrankten gefunden, 2.) das SARS-CoV konnte auf menschlichen Zellen gezüchtet werden, 3.) es ist filtrierbar, 4.) es ruft in Menschenaffen das gleiche Krankheitsbild hervor, und 5.) kann anschliessend bei diesen wieder isoliert werden, 6.) es kann eine spezifisch gegen das SARS-CoV gerichtete Immunantwort nachgewiesen werden. Somit ist das SARS-CoV als Verursacher von SARS bewiesen.

Einen Übersichtsartikel über Coronaviren finden Sie in der Neuen Zürcher Zeitung vom 28. Mai 2003.

Es gibt aber auch Berichte, die daran zweifeln lassen, ob der isolierte neue Virus die einzige Ursache des schweren SARS-Krankheitsbildes ist. So berichten kanadische Ärzte, dass in 40% ihrer SARS-Patienten kein Coronavirus nachgewiesen werden konnte. Ein Team aus Hongkong berichtet von 7 SARS-Patienten, bei denen einzig bei 2 ein Coronavirus, bei allen sieben aber ein neuer Chlamydienstamm nachgewiesen wurde. Chlamydien sind Bakterien, die bekannterweise bei Menschen eine Lungenentzündung hervorrufen können.

Woher kommt der SARS-Erreger?
Diese Frage ist noch nicht geklärt, und sie wird kontrovers diskutiert. Es wird jedoch angenommen, dass das Virus natürlicherweise in einem in Südostchina lebenden Tier vorkommt und nun auf den Menschen übergegangen ist. Es gibt eine Reihe von Coronaviren bei Tieren, welche z.B. bei diesen auch Durchfallerkrankungen auslösen können. Normalerweise stellen diese Viren für die Menschen keine Gefahr dar. Es kann aber vorkommen, dass sich ein Virus natürlicherweise so verändert, dass es nun auch einen Menschen krank machen kann. Für diesen Mechanismus gibt es viele Beispiele, z.B. die Grippe-(Influenza-)viren, welche auch in Geflügel vorkommen können und durch Veränderungen ihres Erbguts plötzlich auch den Menschen befallen können (in diesem Fall spricht man von einem neuen Virusstamm im Gegensatz zu dem "herkömmlichen", der von Mensch zu Mensch übertragen wird und die jährlichen Grippewellen verursacht). Veränderungen des Erbguts – so genannte Mutationen – sind ein natürliches Ereignis, welches gerade bei Viren häufig beobachtet wird. Die meisten dieser Veränderungen lassen das Virus nicht weiter überleben, jedoch kann es selten zu einer Mutation kommen, welche es dem Virus ermöglicht, eine neue Spezies zu befallen.

Wie gefährlich ist SARS?
Da sich mehr als 90% der SARS-Kranken inzwischen erholt haben, wurde die Meinung laut, dass SARS nicht schlimmer als eine schwere Grippe sei. Dies ist falsch. Eine Letalität von etwa 5-15% (oder ev. sogar noch höher) ist sehr hoch für eine Krankheit, die sich so schnell wie SARS verbreitet. Viele der Patienten, welche überlebten, bedurften einer intensivmedizinischen Betreuung und teils eine mechanische Beatmung. Manche Viren sind sehr gefährlich (z.B. Ebolavirus), aber nicht sehr ansteckend; andere Viren sind sehr ansteckend, aber nicht gefährlich (z.B. Rhinoviren); das humane Pneumonie-assoziiertes Coronavirus ist aber beides: zwar nicht sehr, aber dennoch ziemlich ansteckend, und nicht sehr gefährlich, aber immer noch äusserst gefährlich: dies macht SARS zu einer beängstigenden Krankheit.
Bei Kindern scheint die Erkrankung etwas milder zu verlaufen. Zumindest hat keines der wenigen bisher erkrankten Kinder einer mechanischen Beatmung bedurft.

Wer ist am meisten dem Risiko ausgesetzt, an SARS zu erkranken?
Ärzte und Pflegepersonal, welche SARS-Patienten betreuen. Dies ist der erschreckenste Aspekt des SARS-Ausbruchs: die Lähmung des Gesundheitssystems.
Zudem besteht ein Risiko, sich mit SARS zu infizieren, wenn man in ein Gebiet reist, in dem SARS vorkommt. Doch auch in diesen Gebieten gilt: im Spital ist das Risiko am grössten!
Bei älteren (> 40 Jahre) und schon vorbestehend kranken Personen ist das Risiko, einen gefährlichen und möglicherweise tödlichen Verlauf der SARS-Erkrankung zu entwickeln, erhöht.

Wie lange dauert es, bis SARS ausbricht?
Nach der Ansteckung mit dem SARS-Erreger dauert es in der Regel zwischen 2 und 7 Tagen (Mittelwert 4 Tage, maximal 10 Tage), bis die Erkrankung ausbricht (Inkubationszeit). Nach dieser Zeit entwickelt man die ersten Symptome – meistens hohes Fieber – und wird damit für die Umgebung ansteckend.

Gibt es einen zuverlässigen Test, mit dem SARS nachgewiesen werden kann?
Weltweit sind die Forscher derzeit daran, einen guten und zuverlässigen Test zu entwickeln. Die Sequenzierung des Coronavirusgenoms ist ein erster wichtiger Schritt in der Entwicklung diagnostischer Tests. Diese Sequenzierung gelang im Falle von SARS aufgrund der durch die WHO koordinierten Zusammenarbeit verschiedener Forschergruppen in einer Rekordzeit.
Erste Testmöglichkeiten stehen in spezialisierten Labors weltweit bereits zu Verfügung. Jedoch ist die Verlässlichkeit der bisherigen Tests nicht sehr gross. Aus diesem Grund muss das Resultat im Kontext mit der Symptomatik jedes einzelnen Patienten von einem Spezialisten beurteilt werden. Ein negativer Test schliesst eine SARS-Ansteckung mit den derzeitigen Tests nicht aus und kann nicht als verlässliche Grundlage für die Aufhebung vorsorglicher Isolationsmassnahmen dienen. Es braucht etwas Zeit, um einen zuverlässigen Test zu entwickeln und in der Praxis zu erproben, da der Test möglichst empfindlich sein sollte (Sensitivität) und alle positiven SARS-Fälle sicher identifizieren muss, gleichzeitig aber nicht falsche positive Resultate liefen sollte (Spezifität). Zur Zeit ist noch nicht abschliessend geklärt, welche (Genom-)Teile des Virus sich am besten zum Nachweis in einem Test eignen.
Neben dem humanen Pneumonie-assoziierten Coronavirus müssen aber auch andere Krankheiterreger gesucht werden, welche eine ähnliche Symptomatik verursachen. Sicher ist auch eine gezielte Suche nach Chlamydien angezeigt.
Nach zwei Wochen sollte versucht werden, eine Reaktion des Immunsystems auf das Virus nachzuweisen. Daher muss zu diesem Zeitpunkt nochmals Blut bei den Patienten abgenommen werden.

Kann SARS geheilt werden?
Durch die Identifikation des SARS-Erregers und die Entschlüsselung seines Genoms, welche innert so kurzer Zeit nur durch die Zusammenarbeit verschiedener erfahrener Forschergruppen unter der Koordination der WHO möglich war, sind wir einen entscheidenden und grossen Schritt weiter gekommen. Nun wird es möglich, einen sicheren und aussagekräftigen diagnostischen Test innert Kürze zu entwickeln. Schlussendlich ist dies auch der Grundstein für die Entwicklung einer Impfung. Experten rechen jedoch nicht damit, dass eine sichere Impfung vor Jahresfrist  erhältlich sein wird. Die Entwicklung einer medikamentösen Behandlung wird mehrere Jahre in Anspruch nehmen – muss das Medikament nach seiner Entwicklung doch auch auf seine Sicherheit und seinen Nutzen hin untersucht werden.
Zur Zeit sind keine potenten Medikamente gegen das Virus erhältlich. Sollten Chlamydien als Verursacher in Frage kommen, ist die Situation eine andere, da wir über potente Antibiotika verfügen, welche auch gegen einen neuen Chlamydienstamm wirken dürften. Vorderhand bleibt SARS jedoch eine Erkrankung, bei der supportive Massnahmen und die Therapie möglicher anderer Erkrankungen im Vordergrund stehen.
Es gibt jedoch auch Hoffnungsschimmer, welche auf einen therapeutischen Durchbruch hoffen lassen. Aufgrund der Untersuchungen der Oberflächenstruktur des humanen Pneumonie-assoziierten Coronavirus wurde festgestellt, dass eines der Oberflächeneiweisse sehr ähnlich aufgebaut ist wie ein Eiweiss in der Hülle des HI-Virus. Diese Eiweisse brauchen die Viren, um in die Zellen des Wirts (in diesem Fall Mensch) zu gelangen, um sich dort zu vermehren. Gegen das Eiweiss des HI-Virus wurde ein Medikament entwickelt, dass in der Schweiz bald zugelassen werden sollte. Dieses Medikament könnt eventuell auch gegen das humane Pneumonie-assoziierte Coronavirus wirken.

Was kann man tun, um die Gesellschaft vor SARS zu schützen?
Die Aufmerksamkeit und die Hygiene – insbesondere die Handhygiene, das Verzichten auf Spucken und die Benutzung von Nastüchern – jedes Einzelnen ist sehr wichtig, um die Verbreitung jeglicher Infektionskeime der Atemwege zu vermeiden.
Im Falle von SARS hat sich auch gezeigt, wie wichtig eine weltweite Information und Zusammenarbeit ist. In diesem Zusammenhang ist die Arbeit der WHO entscheidend. Prävention ist hier das Schlagwort!

Wenn jemand nun an den Symptomen von SARS erkrankt, muss die betreffende Person isoliert werden. Dies ist eine wichtige Vorsichtsmassnahme, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern. In Ländern wie der Schweiz, in denen eine SARS-Übertragung nie vorkam, ist diese Massnahme besonders wichtig, um weiterhin "SARS-frei" zu bleiben und die Bevölkerung nicht zu gefährden. Die Umsetzung birgt jedoch einige Probleme wegen der unspezifischen SARS-Symptomatik. Da niemand voraussagen kann, wo und wann SARS möglicherweise erneut auftritt, müssen genauere klinische Diagnosekriterien und zuverlässige Labortests entwickelt werden. Aus diesem Grund ist es immer noch sinnvoll,  lieber eine Person zu viel als eine zu wenig zu isolieren. Das Beispiel Kanada führt uns die Wichtigkeit dieser Massnahme vor Augen.

Ist Reisen gefährlich?
Nein, zur Zeit kommt SARS weltweit nirgends vor. Das Risiko, dass man sich auf Reisen aufgrund eines Unfalls verletzt oder sich eine andere Infektionserkrankung zuzieht (z.B. Durchfallserkrankungen) ist selbst in Gebieten, in denen SARS vorkam, viel grösser, als an SARS zu erkranken. Es besteht kein Risiko, sich im Flugzeug mit dem humanen Pneumonie-assoziierten Coronavirus durch die Air-Conditioning anzustecken.
Aus drei Gründen sollten man bei einem erneuten SARS-Auftreten dennoch nicht verschiebbare Reisen in allfällige Risikogebiete verzichten:
– der Erholungswert wird aufgrund der mitreisenden Angst wohl geringer ausfallen.
– das Risiko, an SARS zu erkranken, ist nicht Null, und es handelt sich um eine ernst zunehmende Erkrankung.
– die Ausbreitung muss möglichst eingedämmt werden – und unsere mobile Gesellschaft war/ist massgeblich an der schnellen globalen Ausbreitung von SARS beteiligt.

Wie immer sollte auch auf Reisen im täglichen Leben auf eine gründliche Handhygiene mit Seife und Wasser geachtet werden. Und zuletzt: behalten Sie einen kühlen Kopf und informieren Sie sich regelmässig über die gesundheitlichen Verhältnisse an Ihrer Zieldestination.

Warum scheint SARS in verschiedenen Regionen der Welt unterschiedlich aggressiv zu sein?
Auf diese Frage gibt es zur Zeit noch keine Antwort. Es könnte daran liegen, dass sich das Virus schon wieder weiter entwickelt (mutiert) hatte, bevor es eine andere Region dieser Welt erreichte. Dies würde bedeuten, dass inzwischen verschiedene Stämme des humanen Pneumonie-assoziierten Coronavirus existieren, welche die Menschen unterschiedlich krank machen. Ein Hinweis, der diese Theorie stützt, ist, dass in Hongkong die SARS-Patienten eines Wohnblocks in fast 90% an Durchfall litten, die Patienten, welche sich in einem Spital angesteckt hatten, jedoch nur selten Durchfall hatte, sich aber kränker fühlten.

Wie wird sich SARS in Zukunft entwickeln?

 

Schon heute wird angenommen, dass das Virus sein Erbgut ständig weiter verändert (mutiert). Es konnte beobachtet werden, dass die SARS-Erkrankung in unterschiedlichen Gegenden unterschiedlich aggressiv verläuft. Dies könnte auf verschieden aggressive (virulente) Virusstämme oder auf eine unterschiedliche genetische Immunität der SARS-Patienten zurückzuführen sein. Eine Theorie besagt, dass neue virulentere Virusstämme entstehen werden und sich SARS schneller ausbreiten wird. Andererseits kann der gleiche Mechanismus – Mutation des Viruserbguts – zu weniger virulenten Viren führt und sich so die SARS-Erkrankung mit jeder neuen Welle abschwächt. Je mehr Personen mit dem SARS-CoV angesteckt werden, desto mehr Personen entwickeln eine Immunität. Dies lässt die Hoffnung zu, dass sich SARS selbst limitiert. Aber die meisten Experten gehen davon aus, dass SARS möglicherweise bleiben wird und wir lernen müssen, mit der neuen Infektionserkrankung zu leben. Die Entdeckung, dass sich das Erbgut des SARS-CoV im Vergleich zu anderen bekannten (v.a. tierpathogenen) Coronaviren wenig verändert (mutiert), lässt den Schluss zu, dass das SARS-CoV im menschlichen Wirt keinem Selektions-Druck ausgesetzt scheint und sich bei und "wohl fühlt".

Wie sich die Ausbreitung und das Virus selber verhalten werden, ist aber unbekannt. Dies wird uns erst die Zukunft zeigen. Die rigorosen Vorsichts- und Eindämmungsmassnahmen (Isolation und Contact-Tracing) zeitigten aus der heutigen Sicht einen klaren Erfolg: Vielleicht konnte das SARS-CoV aus seinem (neuen) menschlichen Wirt verdrängt werden und eine globale Ausbreitung wurde verhindert. Wie sich das SARS-CoV aber in Zukunft verhalten wird, ist ungewiss.

Auf jeden Fall ist es wichtig, dass wir auch in Zukunft wachsam bleiben – nicht nur in Bezug auf ein Wiederauftreten von SARS, sondern auch bezüglich möglicher anderer neuer Infektionserkrankungen.