Warzen – aktiv behandeln? – wenn ja, wie?
Extragenitale Warzen der Haut sind häufig, im allgemeinen gutartig und haben in der Regel eine hohe Spontanheilungsrate beim immunkompetenten Patienten. Doch was tun, wenn keine Spontanheilung eintritt?
Warzen verschwinden oft nicht rasch genug spontan. Häufig wünschen Patienten eine Behandlung bei stigmatisierender Lokalisation im Gesicht oder wenn sie an den Fusssohlen oder unter Nägeln Schmerzen verursachen. Trotz vielfältiger Therapiemöglichkeiten fehlt es bislang an wirksamen Therapiestandards. Ein Literaturreview versuchte hier Klarheit zu schaffen.
Die Autoren schlossen sämtliche kontrollierten randomisierten Studien von lokalen Behandlungsoptionen, die sie finden konnten, in ihre Auswertung ein. Die Studien wurden bzgl. des Endpunktes "Komplettes Verschinden der Warzen" ausgewertet. Insgesamt konnten 50 Studien identifiziert und in die Auswertung aufgenommen werden.
In 17 Studien zeigten Placebopräparationen eine durchschnittliche Heilungsrate von 30% nach 10 Wochen. Topische Salizylsäure zeigte demgegenüber in 6 plazebokontrollierten Studien eine Heilungsrate von 75% (meist nach 12 Wochen, untersuchter Zeitraum je nach Studie jedoch 6 Wochen bis 18 Monate). Leichte Hautreizungen waren die Hauptnebenwirkung. Die Daten bzgl. Kryotherapie sind widersprüchlich so dass sich hier derzeit wohl keine evidenzbasierten Erkenntnisse ableiten lassen. Hauptnebenwirkung der Kryotherapie sind lokaler Schmerz und Blasenbildung.
Zwei kleine Studien ergaben Hinweise für einen Benefit einer Immuntherapie mit dem Kontaktsensibilisator Dinitrochlorbenzen. Die publizierten Heilungsraten in beiden Studien sind aber erheblich verschieden. Aussagen zu Nebenwirkungen waren spärlich. Die Studienlage zur intradermalen Applikation von Bleomycin ist widersprüchlich, so dass sich auch hier derzeit keine Therapieempfehlung ableiten lässt. Keine der gefundenen Studien machte präzise Aussagen zu Nebenwirkungen. Schmerzen scheinen die Hauptnebenwirkung gewesen zu sein.
Bereits ältere Studien bzgl. des Gebrauchs von Fluorouracil und intraläsionellem Interferon zeigten ebenfalls keine wesentliche Effektivität. Die Datenlage zur photodynamischen Therapie erlaubt ebenfalls wegen der Heterogenität der angewandten Methoden und der unterschiedlichen Qualität des Studiendesigns keine eindeutigen Schlüsse zu ziehen. Hauptnebenwirkung waren lokale Schmerzen, Brennen und Juckreiz. Eine Studien bzgl. des Gebrauchs von gepulstem Farbstofflaser zeigte keinen Benefit im Vergleich zu Kryotherapie oder Cantharidin (potentes lokales Irritanz). Keine randomisierten Studien existieren zum Gebrauch von Karbondioxid Lasern, chirurgischer Exzision, Kürretage, Kauterisation, Formaldehyd, Podophyllin oder Podophyllotoxin.
Die Autoren fassen zusammen: Die Mehrzahl (41 der 50) der existierenden Studien ist von geringer Qualität bzgl. Studiendesign und -durchführung. Nur zwei Studien wurden als qualitativ hochstehend beurteilt. Dazu kommt, dass die Studien meist aufgrund unterschiedlicher Studiendesigns, angewandter Methoden, untersuchter Endpunkte nicht vergleichbar waren bzw. die Daten nicht im Sinne einer Metaanalyse gepoolt werden können.
Die besten Hinweise für Wirksamkeit bei geringer Nebenwirkungen ergaben sich für topische Anwendung von Salicylsäure. Es ergab sich kein Hinweis, dass andere Therapieoptionen entweder bessere Heilungsraten oder weniger Nebenwirkungen haben. Einige der Therapieoptionen, für die wohlgemerkt keine Wirksamkeitsevidenz besteht, gehören aufgrund der Schwere der möglichen Nebenwirkungen sicherlich in die Hand von Spezialisten oder gar spezialisierten Zentren. Klar ersichtlich wurde der Bedarf an guten Studien.
Gibbs S. et al, Local treatments for cutaneous warts: systematic review, Br Med J 2002, 325