Akute Sinusitis
Die Entzündung der Nasennebenhöhlen (Sinusitis) gehört zu den häufigsten Infektionen der ambulanten Medizin. Sinusitiden sind meist durch viral ausgelöste Infekte und werden viel zu häufig mit Antibiotika behandelt.
Akute Sinusitis
Pathogenese
Normalerweise sind die Nasennebenhöhlen nicht durch eine Bakterienflora kolonisiert. Durch Schleimhautschäden aufgrund viraler Infektionen (virale Rhinosinusitis) und durch mechanische Obstruktion der Sinusostien (Polypen, Septumdeviation, allergisch oder viral bedingte Schleimhautschwellung…) kann eine bakterielle Infektion begünstigt werden.
Anamnese und Klinik
Leider ist die Abgrenzung einer akuten bakteriellen Sinusitis von einer spontan heilenden viralen Sinusitis aufgrund anamnestischer Angaben und klinischer Befunde oft nicht zuverlässig möglich. Hauptsymptome der akuten bakteriellen Sinusitis sind:
– Schmerz oder Druckgefühl über dem Sinus maxillaris, Sinus frontalis oder im Bereich der Nasenwurzel / retroorbital (Sinusitis ethmoidalis)
– Behinderte Nasenatmung
– Eitriges Nasensekret
– Fieber
– Husten (bei Kindern)
Diagnostik
Röntgenbild und Computertomogramm
Auch bei viraler Rhinosinusitis im Rahmen eines gewöhnlichen grippalen Infektes werden im Sinus-Röntgen (20%) oder im CT (87%) häufig pathologische Befunde wie Verschattung, Spiegelbildung oder Mucosaverdickung festgestellt. Ein Röntgenbild oder CT kann die Patienten, die von einer antibiotischen Behandlung profitieren würden nicht zuverlässig identifizieren und ist deshalb in gewöhnlichen Fällen unnötig.
Erregernachweis
Ein Nasenabstrich ist nutzlos, wie damit in der Regel eine nasale Mischflora nachgewiesen wird, welche nicht mit dem Erreger im Sinus übereinstimmt. Eine Sinuspunktion mit Aspiration einer unkontaminierten Probe ermöglicht in 60-70% eine gültige bakteriologische Diagnose. Diese aufwändige Untersuchung gehört aber nicht zur Routinediagnostik. In 40% lassen sich im Sinusaspirat Rhinoviren nachweisen.
Errergerspektrum
Häufig: – Pneumokokken
– Hämophilus influenzae
– Moraxella catarrhalis
– Viren
Gelegentlich: – Staphylococcus aureus
– Streptococcus pyogenes
– Anaerobier
besonderes: – Rizopus sp. + Aspergillus bei diabetischer Ketoazidose oder Neutropenie
Therapie
Symptomatische Therapie
Abschwellende Nasensprays, Analgetika-Antipyretika
Antibiotikatherapie
Nicht alle Patienten mit akuter Sinusitis benötigen eine antibiotische Behandlung (hohe Spontanheilungsrate)! Es gibt zwar eine Gruppe von Patienten, die von einer antibiotischen Behandlung profitiert, Klinik und Röntgen kann diese aber nicht zuverlässig identifizieren.
Eine Sinusitis frontalis oder ethmoidalis sollte wegen der möglichen Komplikationen (Meningitis, Hirnabszess, Sinus cavernosus-Thrombose) immer antibiotisch behandelt werden.
Bei einer Sinusitis maxillaris ist eine Behandlung mit Antibiotika nur zweckmässig, wenn:
– die Sinusitis-Symptome (Gesichtsschmerz und eitriges Nasensekret) trotz symptomatischer Therapie länger als 7 Tage dauern
– die Sinusitis-Symptome (Schmerzen, Fieber) besonders stark ausgeprägt sind
Wahl des Antibiotikums:
– Amoxicillin/Clavulanat 2 x 1g oder 3 x 625mg /d
– Amoxicillin 3 x 500mg /d
– Cefuroxim-Axetil 2 x 250mg /d
Behandlungsdauer: 7 bis 10 Tage