Vorsicht mit Fluoroquinolonen, Resistenzprobleme klopfen an die Tür!
Fluoroquinolone sind prinzipiell attraktive antibiotische Substanzen, insbesondere was die Behandlung von Pneumonien und Harnwegsinfekten angeht. Doch ihr Einsatz ist nicht unproblematisch.Fluoroquinolone sind bakterizid, gut gewebegängig und decken zum Beispiel bei sogenannten „Community acquired“ Pneumonien sowohl typische als auch atypische Keime ab. Zudem sind Resistenzen gegen Pneumokokken zwar beschrieben, aber nach wie vor relativ selten. All dies hat zur Folge, dass diese Substanzen sowohl in der Praxis und – ausserhalb der Schweiz – auch in Spitälern relativ häufig verschrieben werden. Die Ergebnisse einer amerikanischen Studie über Resistenzentwicklung bei gramnegativen Keimen in Intensivstationen mahnen aber zur Vorsicht im Umgang mit diesen Substanzen.Neuhauser et al. publizierten in der JAMA Ausgabe vom 19.2.03 eine Studie aus Intensivstationen von 43 Staaten plus Washington DC, wo die Resistenzlage von gramnegativen Keimen im Zeitraum von 1994-2000 untersucht wurde. Gesamthaft betrachtet, zeigen diese Keime eine Zunahme der Resistenz von 6% oder weniger gegen die meisten untersuchten Antibiotika, wenn die Daten mit dem Zeitraum 1990-1993 verglichen werden. Besonders alarmierend ist die abnehmende Sensibilität gegenüber Ciprofloxacin von 86% im Jahr 1994 auf 76% im Jahr 2000. Am meisten betroffen ist Pseudomonas aeruginosa, wo die Sensibilität von 89% im Zeitraum von 1990-1993 auf 68% im 2000 gesunken ist. Wenig ermutigend ist auch die Tatsache, dass Resistenz gegen Ciprofloxacin mit Resistenz gegen andere Breitspektrumantibiotika gekoppelt ist. Im gleichen Zeitraum hat der Gebrauch von Fluoroquinolonen um das 2.5-fache zugenommen. Die Fluoroquinolone der neueren Generation haben im Vergleich zu Ciprofloxacin eine verbesserte Wirkung auf grampositive Keime, aber die Wirksamkeit gegen gramnegative Keime ist eher schlechter, im Fall von P. aeruginosa sind sie im Gegensatz zu Ciprofloxacin sogar praktisch unbrauchbar. Der häufige Gebrauch von Fluoroquinolonen für grampositive Keime kann somit zu Resistenzproblemen im gramnegativen Bereich führen. Vom weitverbreiteten Gebrauch dieser Substanzen ist deshalb dringend abzuraten. Es gelten immer noch folgende Richtlinien: 1. Viele, ja die meisten Infekte der oberen Atemwege brauchen keine antibiotische Therapie, da sie meist viraler Natur sind. 2. Die Kombination eines Betalaktams mit einem Makrolid (für hospitalisationsbedürftige Pneumonien; ansonsten Makrolid alleine) sind wirksame Therapien für Pneumonien, auch im Falle von verminderter Sensibilität von Pneumokokken gegenüber Penicillin. 3. Fluoroquinolone sollten für Patienten mit Allergien gegen Betalaktamen oder Makroliden, sowie für Fälle mit vollständiger Resistenz der betroffenen Keime gegen Betalaktame/Makrolide aufgehoben werden.JAMA 2003, 289: 885-8