HIV-Therapie und Wirkung im Genitaltrakt (Sperma)
Hat eine reduzierte Penetration von HIV-Proteasehemmern einen Einfluss auf die Entstehung von Resistenzen? Eine französische Studie lässt vermuten, dass der HIV-RNA-Titer nicht mit dem Medikamentenspiegel in diesen anatomischen Kompartimenten korreliert.
In dieser Studie wurden 41 Patienten untersucht, welche unter einem HAART-Regimen bestehend aus einem Proteasenhemmer (PI) und zwei Nukleosidanaloga (NRTIs) eine stabilen Verlauf von mehr als 6 Monaten zeigten. Es wurden Medikamentenspiegel von Indinavir (IDV), Nelfinavir (NFV) und Lopinavir/Ritonavir (LPV/r) im Liquor, Sperma und lymphatischen Gewebe gemessen.
Es zeigte sich, dass diejenigen Substanzen, die eine hohe Plasmaproteinbindung (98%) aufweisen (NFV und LPV/r), im Liquor nicht und in der Samenflüssigkeit nur in sehr geringer Konzentration nachweisbar sind. Es fanden sich auch grosse interindividuelle Unterschiede. In den mit NFV und LPV/r therapierten Patientengruppen konnte bei 5 resp. 6 Patienten HIV-RNA im Liquor resp. der Samenflüssigkeit nachgewiesen werden obschon das Virus im Blut nicht nachweisbar war. Es zeigte sich zudem in diesen drei Kompartimenten keine Korrelation zwischen den Medikamentenspiegeln und der HIV-RNA-Konzentration.
Die Resistenzmuster im Bereich der Reversen Transkriptase und der Protease zeigten mit einer Ausnahme keine Unterschiede zwischen der im Serum und der in der Samenflüssigkeit resp. Liquor isolierten HIV-RNA. Daraus schliessen die Autoren, dass die NRTI-Medikamentenspiegel in den untersuchten Kompartimenten für die Virussuppression alleine ausreichen könnten. Sicher spielen jedoch noch weitere Faktoren eine Rolle bei der Viruspersistenz. Ob die für gewisse PI ungenügende Konzentration im Genitaltrakt bezüglich dem sexuellen Übertragungsrisiko eine Rolle spielt, bleibt ungewiss.