AIDS-Viren überlistet: Neue Impfstrategie

AIDS-Forschern der Universität Maryland ist es gelungen, eine Achillessehne des AIDS-Virus blosszulegen. Vielleicht gelingt mit der neuen Strategie einmal der Durchbruch in der AIDS Impfung.

Bekanntlich ist eine Impfung gegen das HI-Virus ein fast unmögliches Unterfangen. Der Grund dafür liegt in der Tatsache, dass das Virus seine Oberfläche ständig verändert. Damit entgeht es der strengen Immunkontrolle. Doch eines wussten wir immer: Das Virus benutzt für den Eintritt in seine Wirtszelle immer den gleichen Weg: Es bindet an das CD4 Molekül der T-Helfer-Zelle. Auf keinen Fall darf das Virus also diese Bindungsstelle verändern. Damit würde es seine wichtigste Eigenschaft, den Befall seiner Wirtszelle verlieren. Normalerweise bilden wir auch Antikörper gegen solche Kontakstellen mit einem Virus. Daher kann unser Immunsystem ein Grippe-Virus in wenigen Tagen ausschalten. Doch das HIV ist viel raffinierter. Auf seinem Oberflächeneiweiss, dem gp120, deckt das Virus genau die Bindungsstelle dieses gp120 mit der Zielzelle zu. Damit ist diese wichtgste Bindungsstelle zwischen Virus und Wirtszelle verdeckt und für das Immunsystem unsichtbar. Wenn das Virus an eine Zelle bindet, dann verändert sich das Oberflächenmolekül gp120 sehr rasch und dringt sofort in die Zelle ein. Dem Immunsystem bleibt zuwenig Zeit, die entscheidende Stelle zu erkennen, sodass keine Antikörper gebildet werden. Nun haben Forscher am Institut for Human Virology in Baltimore in einem Tiermodell mit einem Trick die bisher fehlende Bildung von Antikörpern gegen die Bindungsstelle von HIV auslösen können. Die Forscher haben einen stabilen Komplex von gp120 und einem Teil des CD4-Rezeptors (Oberflächeneiweiss und Rezeptor der menschlichen T-Helferzelle) produziert. Wenn nun dieser Komplex Mäusen gespritzt wird, dann bilden die Tiere Antikörper gegen die offegelegte Bindungsstelle. Die Achillesferse des Virus, die das Immunsystem sonst nie zu Gesicht bekommt (weil sehr kurzlebig) wird nun so präsentiert, dass Antikörper dagegen entstehen. Diese Strategie müsste nun eigentlich gegen alle sich ständig ändernden HI-Viren helfen. Ob sich aus diesem Ansatz eine wirksame Impfung und womöglich sogar eine einfache Therapie entwickeln lässt, wird sich in den nächsten Jahren zeigen. Man rechnet mit ersten Versuchen am Menschen in zwei Jahren.

Mitteilung des Univeresity of Maryland Biotechnology Institute vom 20. August 2002