Die Chlam-heimliche Epidemie

Chlamydien: Klinik, Diagnostik und Therapie
Dr. K. Boggian, Kantonsspital St. Gallen
Kommentar aus der Praxis: Dr. S. Frank, St. Gallen

 

In der Familie der Chlamydiacea gibt es in der Gattung der Chlamydien mehrere Spezies, wovon v.a. 2 Spezies humanpathogen sind, nämlich Ch.Pneumoniae und Ch.trachomatis. Da sich der 9. St.Galler Infekttag mit sexuell übertragenen Krankheiten befassen wird, wird in diesem Vortrag über Ch. Trachomatis berichtet.

Chlamydia trachomatis gehört zum häufigsten sexuell übertragenen Erreger. Weltweit infizieren sich etwa 90 Millionen Menschen jedes Jahr neu, wobei die genaue Anzahl unklar bleibt, da die Dunkelziffer sehr hoch ist. Der Grund für die hohe Dunkelziffer liegt in der häufig asymptomatischen Klinik. 75-90% der Frauen mit Chlamydieninfektionen zeigen keine Klinik, und auch bei den Männern kann es bei 20-50% zur asymptomatischen Chlamydieninfektion kommen. Durch diese asymptomatischen "Träger" kommt es dann unbemerkt zur Weiterverbreitung der Erkrankung.

Eine schwerwiegende Komplikation der Chlamydieninfektionen ist das "pelvic inflammatory disease" , welches durch Entzündungen der Eileiter, der Gebärmutter und der Eierstöcke, später zu Verklebungen der Eileiter, dadurch zu falsch eingenisteten Schwangerschaften und Sterilität führen kann. Ob es bei den Männern ebenfalls zur Sterilität führen kann, wird von verschiedenen Experten ganz unterschiedlich angegeben, da gibt es noch keine schlüssige Beweise. Gelegentlich kann es nach einer Chlamydieninfektion zu einer sogenannten Arthritis kommen, welche meist innert 6 Wochen auftritt und dann akut oder chronisch verlaufen kann.

Da es verschiedene Serovare der Chlamydia trachomatis gibt , ist man nach einer Infektion mit Ch.trachomatis nicht geschützt vor weiteren Infektionen mit anderen Serovaren. Und eine mögliche Persistenz des Erregers mit späterer Reaktivierung wird diskutiert.

Die Diagnostik beruht heute auf modernen Verfahren mittels PCR (polymerase chain reaction) oder LCR (ligase chain reaction) die entweder aus dem Erststrahlurin erfolgen oder aber aus Urethral oder Zervixabstrichen.

Wichtig ist, dass hier im Gegensatz zu Urininfekten der Erststrahlurin eingeschickt wird, da die Chlamydien ja in der Urethra sitzen und mit dem ersten Urin rausgespült werden.

Sollten Abstriche entnommen werden, so ist es wichtig, dass dies mit den extra mitgelieferten Wattestäbchen erfolgt, da Holzwattestäbchen die PCR meist inhibieren.

Wir sollten alle mehr an die Chlamydien denken , denn die Behandlung ist bei unkomplizierten Fällen sehr einfach mit 1 g Azithromycine. Von entscheidender Bedeutung ist es aber, dass der Partner, die Partnerin mitbehandelt werden, da es ansonsten zu einem Ping-Pong-Effekt kommt.

 

Kommentar aus der Praxis: Frau Dr. S. Frank weist darauf hin, dass ein wichtiges Symptom, bei welchem an Chlamydien gedacht werden sollte, neu aufgetretene Schmierblutungen bei jungen Frauen unter homoneller Antikonzeption sind. Dies kann ein Zeichen einer Chlamydien-Zervicitis sein.

Die vollständige Präsentation des Vortrags von Dr. Katia Boggian (pdf-file) finden Sie hier