27. November 2016

HIV-Therapie: Langsamer CD4-Anstieg problematisch

Wenn wir eine HIV-Therapie beginnen, so steigen die CD4-(Helfer)-Zellen meist recht schnell an. Doch bei einigen Patienten gelingt dies nicht. Die CD4 Zellen bleiben lange Zeit weiterhin tief, ja sogar unter der „magischen Grenze“ von 200 Zellen/μl, obwohl die Viruslast komplett unterdrückt bleibt. Man nennt dieses Phänomen, welches öfter bei tiefer Anfangs-CD4-Zahl beobachtet wird, auch eine „diskordante Immun Antwort“ (DIA).

Immunsystem wird dennoch besser
Tatsächlich beobachten wir bei solchen Patienten, dass – trotz tiefen CD4 Werten – die befürchteten AIDS Diagnosen sehr selten vorkommen. Wir geben in diesen Fällen auch keine Antibiotika zur Verhinderung von AIDS Krankheiten (z.B. Baktrim gegen die Pneumocystis-Pneumonie), solange die CD4 Werte über 100 sind (was dann doch meist erreicht wird.

Weniger harmlos als bisher vermutet
Autoren aus England haben nun eine Metaanalyse von 20 Studien verfasst, welche diese ungenügende Immunantwort untersucht haben. Es gibt keinen Standard für die Definition einer DIA, sodass die Studien auch weitgehend unterschiedliche Definitionen verwendeten. Unterschiedlich waren auch die Resultate, aber tendenziell geben sie eher Anlass zur Sorge. So ist z.B. die Mortalität bei Patienten mit DIA um das 2-4 fache erhöht (siehe untenstehende Abbildung). Man könnte dagegen halten, dass die Sterblichkeit unter HIV-Therapie eigentlich gering ist, sodass eine Erhöhung nicht wirklich ins Gewicht fällt. Aber so harmlos ist dieses Phänomen nicht. Kelly_Discordant_CD4-Recovery_Mortality

Zum Glück werden die Patienten mit HIV-Infektion heute etwas früher diagnostiziert als noch vor wenigen Jahren, sodass die schweren Fälle von DIA sicher seltener werden. Für die Betroffenen wäre es aber günstig, wenn wir eine Hilfe hätten, um die CD4-Antwort zu verbessern.

 

Foto von Iqbal Osman1