Statine beeinflussen die Immunantwort auf die Grippe-Impfung

Im April-Heft des Journal of Infectious Diseases sind zwei Artikel zu den Statinen und ihrer immunmodulierenden Wirkung erschienen. Beide Studien zeigen, dass durch die Einnahme von Statinen wohl die Effektivität der Influenzaimpfung abnimmt.

Statine sind weitverbreitet, über 40% der US Bevölkerung über 65 Jahre nimmt Statine zu sich. Statine beugen der artheriosklerotischen Veränderung der Gefässe vor, reduzieren das Cholseterin und reduzieren einerseits die Mortalität betreffend cardiovasculärer Ereignisse in der Risikobevölkerung, aber wohl auch die all-cause Mortalität.

Statine haben auch immunmodulierende Effekte und wurden schon im Rahmen verschiedener Infektionserkrankungen auch immer mal wieder ins Feld geführt. Nun zeigen 2 Arbeiten im Journal of Infectious Diseases, dass wohl die Effektivität der Influenza Impfung bei Personen unter Statin-Medikation abnimmt.

In der ersten Studie von Omer et al wurde der Impact der Statine auf die Effektivität der Influenzaimpfung angeschaut, indem in einer grossen managed care Organisation während 9 Influenzasaisons, geschaut wurde, wer geimpft wurde, und wer Statine bekam, und wer letztendlich einen Infekt der oberen Luftwege erlitt. Infekte der oberen Luftwege gelten gemeinhin als Indikator für die Influenza, aber bilden natürlich nicht genau die Influenzaepidemie ab. Nach Korrektur aller Faktoren, zeigen die Daten, dass Personen, welche unter Statinen standen, häufiger unter Infekten der oberen Luftwege litten, obwohl gegen Influenza geimpft, als Personen, welche keine Statine einnahmen.

Die zweite Studie von Black et al wollte den Effekt der Zugabe eines Adjuvans bei der Influenzaimpfung bei Personen über 65 Jahren untersuchen. In einer Nebenuntersuchung, die jetzt eben im JID publiziert wurde, schauten die Autoren auch auf den Effekt von Statinen. Die Autoren konnten zeigen, dass Patienten unter Statinen deutlich weniger agglutinierende Antikörper produzierten als Patienten ohne Statine.

Obwohl in beiden Studien viele Confounders vorhanden sind und vielleicht auch noch nicht entdeckte Bias,  so scheinen diese Beobachtungen doch plausibel zu sein, da wir ja wissen, dass Statine einen immunodulatorischen Effekt aufweisen.

Was bedeutet dies nun für den Alltag? Sollen wir nun Personen unter Statinen keine Grippeimpfung mehr geben? Oder sollen wir die Statine stoppen vor der Grippesaison und dann impfen? Ich glaube nicht, dass dies die Antwort sein sollte!

Die Impfung soll weiterhin stattfinden, ob jemand Statine hat oder nicht, denn wie gesagt in den beiden Studien gibt es viele Confounders.  Die Antwort auf die Grippe-Impfung ist von so vielen Faktoren abhängig, sei es die Zeitperiode zwischen der Verabreichung der Impfung und der tatsächlichen Infektion, das Alter des Patienten, frühere Grippeimpfungen, andere immunsupprimierende Erkrankungen oder auch konkomittierende Viruserkrankungen etc etc etc.

Fazit:  Beide Studien zeigen, dass Statine eventuell zu einer verminderten Immunantwort auf die Grippe-Impfung  führen. Dennoch sollte nicht auf Grund dieser Studien, den Menschen unter Statin-Therapie die Grippeimpfung verweigert werden. Aber wir sollten gerade in dieser Population versuchen die Verabreichung zu Optimieren. Nämlich die Impfung allenfalls erst bei schon nahender Grippeepidemie zu verabreichen, damit das Zeit-Fenster zwischen Impfung und Exposition möglichst kurz ist, was die Effektivität der Impfung erhöht. Oder allenfalls die Impfung intradermal zu verabreichen, was ebenfalls die Effektivität erhöht, hier fehlen aber noch Daten.

Es wird sicher in Zukunft Studien geben, welche aufzeigen, wie wir allenfalls bei diesen Patienten unter Statinen, die Wirksamkeit der Grippeimfpung verbessern können.

Wir bleiben dran!