23. März 2016

Appendizitis: Braucht es das Messer oder nicht?

Im British Journal of Surgery ist die neueste Meta-Analyse zu antibiotischer Therapie versus Appendektomie bei Appendizitis erschienen, und die Resultate erstaunen nicht. Um die Antwort auf die Frage im Titel „Braucht es das Messer oder nicht?“vorwegzunehmen: Es kommt drauf an!

Einer auf zehn Menschen entwickelt in seinem Leben mal eine akute Appendizitis. Die Chirurgie hat die Mortalität dieser Erkrankung drastisch gesenkt. Durch die bessere Diagnostik mittels CT wurden in den letzten 10 Jahren viele randomisiert kontrollierte Studien zu perforierter versus nicht-perforierter Appendizitis möglich, mit auch einem Augenschein auf konservativ antibiotische Therapie versus operative Therapie.

Seit der letzten Meta-Analyse von Kirby et al im J Infect 2010 sind nun weitere zwei randomisiert-kontrollierte Studien zum Thema publiziert worden. Die Metaanalyse von Sallinen im BJS hat nur randomisiert Kontrollierte Studien, welche sorgfältig geprüft wurden in die Metaanalyse aufgenommen. Es ging darum immer um die milde nicht perforierte Appendizitis.

Das Resultat dieser Metaanalyse zeigt, dass es kein „besser oder schlechter“ gibt, sondern wie so oft in der Medizin ein „kommt drauf an!“.

Der konservative Approach zeigte sowohl Vorteile alsauch Nachteile. Die Vorteile waren eine kleinere Rate an Komplikationen, der Nachteil war aber, dass im ersten Jahr doch fast 23% sich doch noch einer Appendektomie unterziehen mussten, weil es zu einem Rezidiv kam.

Beim chirurgischen Approach war der Vorteil die kürzere Hospitalisation und natürlich keine Gefahr eines Rezidivs, und der Nachteil war die höhere Komplikationsrate. (Die letzte Metaanalyse von Kirby zeigte hier genau das Gegenteil)

Fazit dieser Metaanalyse:

Patienten mit einer milden , nicht perforierten Appendizitis sollen in die Entscheidung miteinbezogen werden (shared-decision making). Diejenigen, die einen operativen Eingriff scheuen, werden dann wohl eher einen konservativen Versuch mit antibiotischer Therapie wählen, im Wissen, dass es in 23% zu einem Rezidiv kommen kann. Diejenigen die das Rezidiv scheuen, werden dann wohl eher den chirurgischen Approach wählen.

Sallinen et al; BJS 2016

 
Foto von KAZVorpal