Keine Angst vor Zecken
Schlagzeilen in den Medien verunsichern Menschen unnötig. Mit dem Titel: „Neuer Erreger in Schweizer Zecken entdeckt“ werden offenbar bereits wieder Menschen verunsichert, und fragen, ob Sie noch joggen dürfen…Wie so oft, hat auch diese Schlagzeile einige Personen verunsichert. Wir wurden von einigen Hausärzten angefragt, welche bereits am Tag nach erscheinen der Schlagzeile von beunruhigten Patienten kontaktiert wurden.
Worum es ging
Meistens ziehen solche Schlagzeilen zwar das Leserinteresse auf sich, ohne dass der Inhalt aber für uns direkt eine Konseqenz hätte. So auch bei dieser Mitteilung. Ausgangspunkt war eine Publikation von Nicolas Müller der Universität Zürich, in der es um eine Fallbeschreibung einer sehr seltenen Form einer Leberentzündung mit Spiroplasma beim Menschen ging.
Ein Einzelfall nach Lungentransplantation
Dabei handelte es sich um den Fall einer 70-jährigen Frau, welche wegen einer Lungentransplantation zur Verhinderung einer Abstossungsreaktion Immunsuppressive Medikamente erhielt. Die Derkrankung mit der Spiroplasmose konnte auch gut behandelt werden. Sicher ein sehr speziell gelagerter, seltener Fall. Für die Medizin und die Wissenschaft deswegen speziell, weil Spiroplasmen beim Menschen praktisch nie eine Krankheit verursachen.
Spiroplasma – Freund und Helfer
Spiroplasmen sind ähnlich wie Treponemen, die Erreger der Syphilis, korkenzieherartig gewundene Bakterien. Sie lassen sich nicht kultivieren und haben in der Regel beim Menschen keine krankmachende Wirkung. Sie scheinen aber evolutionsgeschichtlich ihre Bedeutung für Fliegen und auch andere Tiere zu haben. Im Labor wurde gezeigt, dass sie Fruchtfliegen vor parasitärem Befall mit Fadenwürmern schützen (Jaenike et al, 2010). Der Nachweis des Erregers ist nur mit molekularbiologischen Methoden möglich. Ob wir in Zukunft noch viel mehr solche Fälle entdecken werden, ist allerdings fraglich. Wahrscheinlich ist es jedenfalls nicht. Denn eine schwere Immunsuppression scheint dazu eine wichtige Voraussetzung zu sein.
