HIV: Die Pille vor dem Sex

Endlich sind sie präsentiert, die lange angekündigten Daten der Französischen iPergay study. An der diesjährigen CROI (Washington, 22.-25.2.15) wurden die Daten zusammen mit der ähnlichen UK-Studie (PROUD) präsentiert. Eine vernünftige, einfache Prävention.

Die bisherigen Studien zur Prä-Expositionsprophylaxe untersuchten immer die Wirkung einer täglich eingenommenen HIV-Therapie zur Verhinderung einer HIV-Ansteckung. Doch dass jemand jeden Tag eine HIV-Therapie einnimmt, um zu verhindern, dass er HIV-infiziert wird, ist doch etwas illusorisch. Dies waren auch die Probleme mit den früheren Studien. Nur knapp die Hälfte der Probanden mit hohem Risikoverhalten hatten die Tablette täglich eingenommen. Entsprechend eingeschränkt war dann auch die Wirkung der Präventionsmassnahme.

Pille bei Bedarf
Viel sinnvoller ist die nun geprüfte Einnahme einer HIV-Therapie bei Bedarf, also vor einer Risikosituation. Die Studie wurde bei Männern, die Sex mit Männern haben durchgeführt. Allerdings muss man für diese Prävention den Sex schon etwas planen. Doch dies entspricht wohl nicht selten der Realität.
Die Männer mussten die Pille (es wurde Tenofovir/Emtricitabine eingesetzt) einen Tag vor dem geplanten Sex einnehmen und dann eine weiter Pille 2 Stunden vor dem „date“. Hatten sie dann wirklich auch Sex, wurde empfohlen, dass sie zwei weitere Pillen, 24 und 48 Stunden später einnehmen sollten.

Relativ kleine Studie – grosse Wirkung
Gerade mal 400 Männer wurden eingschlossen, die hälfte erhielt nur Placebo. Und doch, es wurde eine recht grosse Anzahl von frischen HIV-Infektionen beobachtet. Nach durchschnittlich 9 Monaten wurde die Placebo-Behandlung durch die Studienleitung abgebrochen und den Probanden wurde auch die Pille angeboten, denn: Von insgesamt 16 Probanden, die HIV infiziert wurden, waren 14 in der Placebo-Gruppe. Umgerechnet entspricht dies einer Wirksamkeit von 86%.
Die Anzahl Infektionen war in dieser Population sehr hoch (rund 9 Infektionen pro 100 Beobachtungsjahre). Sicher entspricht das Riskdiese Studienpopulation nicht dem

Kommentar:Die in dieser Studie angewandte Massnahme entspricht eher einer realisitischen Massnahme. Wie viele Männer die Sex mit Männer haben tatsächlich ein so hohes Risikoverhalten haben, dass sie eine solche Prävention machen würde, muss sich noch zeigen. Doch die Studie zeigt, dass eben auch die „episodische“ Einnahme – bei Bedarf – nützt.
Leider hat auch diese Präventionsmassnahme auch Nebenwirkungen. Wie zu erwarten war, hatten 1% eine Nierenfunktionsstörung und einige (13%) klagten über Verdauungsstörungen. Doch der grosse Haken an der Geschichte: Diese Behandlung kostet rund 120.- pro „Sex-Event“ – deutlich mehr als Kondome. Doch viele Männer werden wohl diese Kosten tragen wollen.

Quelle:
iPergay-Studie:
JM Molina, CCapitant, B Spire, et al for ANRS Ipergay Study Group. Pragmatic Open-Label Randomised Trial of Preexposure Prophylaxis: The PROUD Study. 2015 Conference on Retroviruses and Opportunistic Infections. Seattle, February 23-24, 2015. Abstract 23LB.

PROUD-Studie:
S McCormack and D Dunn for PROUD Study Group. Pragmatic Open-Label Randomised Trial of Preexposure Prophylaxis: The PROUD Study. 2015 Conference on Retroviruses and Opportunistic Infections. Seattle, February 23-24, 2015. Abstract 22LB.

CDC-Statement vom 24.2.15