Eine ist Keine? Oder: Jede Impfung zählt?

Der Frühsommer neigt sich dem Hochsommer zu, die Impfserie gegen Frühsommer-Meningoenzephalitis wurde einmal begonnen, ist aber noch nicht vollendet.
Was tun?

Studie:
Im Journal „Vaccine“ haben Forscher aus der Schweiz, Österreich und Deutschland genau diese Fragestellung studiert; Was tun, wenn das Impfschema begonnen wurde, aber nicht zu Ende geimpft wurde. Beachtet wurden die Anzahl und das Intervall der Impfungen und dann Titermessung von FSME IgG auf eine „Booster-Impfung“.
In einer ersten Visite wurde deshalb eine Impfanamnese erhoben eine Blutentnahme gemacht, dann mit FSME IMMUN geimpft und 3 bis 12 Wochen später eine erneute Blutentnahme vorgenommen.
Der Antikörper Titer  vor der Auffrischimpfung bei 1 bzw. 2 x Geimpften war tief und unterhalb der hier geforderten Titerhöhe von > 25 U/ml. Bei den 3 x Geimpften war der Titer über diesen geforderten 25 U/ml.
Obwohl ein irreguläres Schema einen temporären Immunitätsverlust bedeutet, kann ein adäquater Schutz rasch mit einer Auffrischimpfung erreicht werden. Für den längeren Schutz braucht es allerdings die geforderte Anzahl der Impfung.

Schlussfolgerung:
Ähnlich wie bei andere Impfungen mit inaktivierten Viren ist die Anzahl der Impfungen für das immunologische Gedächtnis das Wichtigste, unabhängig vom verlängerten Zeitintervall zwischen den Impfungen. Unbedingt beachten: Es geht hier um das verlängerte Intervall, nicht um die Intervall Verkürzung! Bei zu kurzem Intervall kann es sein, dass keine genügende Immunantwort aufgebaut werden kann. Also Mindestintervall soll bei jeder Impfung eingehalten werden, was ja meist auch kein Problem darstellt. Das Problem ist eher das längere Zeitintervall, weil vergessen wurde sich zu melden oder weil was anderes dazwischen kam etc etc
Die Gute Nachricht bei verlängertem Zeitintervall also: jede Impfung zählt, es muss nicht von vorne begonnen werden.

Eine zusätzliche, ganz interessante Beobachtung wurde in dieser Studie gemacht. Der Antikörper Titer war bei den älteren Erwachsenen vor und auch nach der Auffrischimpfung tiefer als bei den Jungen. Die Qualität der Antikörper in Bezug auf Avidität und funktioneller Aktivität ist aber bei Jung und Alt gleich. Unterschiedlich ist also nur die Quantität und nicht die Qualität der Antikörper. Erklärt wird dies wie folgt: Die Antikörper bildenden Plasmazellen haben eine gewisse Anzahl Nischen, dieser Platz bleibt gleich über die Jahre. Je älter ein Mensch wird und je mehr Antikörper spezifische Plasmazellen der Mensch erwirbt, sei es durch Infektionen und/oder Impfungen, desto weniger Nischen sind noch „frei“. Sozusagen aufgrund des „Platzmangels“ kommt es so auch zu weniger Antikörper Produktion (Quantität), aber diese Antikörper sind von guter Qualität, und können den Ansprüchen uns vor Infektionen zu schützen, dennoch genügen.

Ausserdem kommt vielfach auch die Frage, wenn die ersten Impfungen  mit FSME immun getätigt wurden, kann dann für die Auffrischung auch Encepur verwendet werden? Die Antwort ist: Ja, die Impfstoffe könne auch ausgewechselt werden, wenn mal einer nicht verfügbar ist, oder der Hausarzt gewechselt wurd etc.
Quelle: R. Schosser et al.; Vaccine 03/14