PCP bei HIV-negativen Patienten – Risiko weiter unklar

Inzwischen beobachten wir und andere Zentren eine Zunahme von Pneumocystis jirovecii Pneumonien (PCP) bei Patienten mit anderer Immunsuppression als HIV/AIDS. Der Verlauf der PCP ist bei HIV-negativen Patienten oft schwerer als bei Patienten mit HIV-Infektion. Risikofaktoren für PCP bei diesen Patienten sind jedoch immer noch unzureichend bekannt.

PCP war früher eine häufige Manifestation bei Patienten mit fortgeschrittener HIV-Infektion, ist aber aufgrund wirksamer antiretroviraler Therapie deutlich seltener geworden. Die Einführung einer Vielzahl von neuen Chemotherapien, Immunsuppressiva oder Biologika führt zu einer höheren Lebenserwartung und Lebensqualität bei Patienten mit hämatologischen oder Autoimmunerkrankungen oder Transplantatempfängern. Ein besseres Verständnis von Art und Schwere der aus Therapie und Grunderkrankung resultierenden Immunsuppression und von Risikofaktoren für opportunistische Infektionen ist Voraussetzung für die Empfehlungen zu Indikation und Art der Infektprophylaxe.

In dieser observationellen, prospektiven Multicenter Studie wurden zwischen 2004 und 2008 an 5 französischen Universitätsspitälern 56 konsekutive HIV-negative Patienten mit PCP untersucht. Für die Diagnose einer PCP wurde eine positive Färbung oder Immunfluoreszenztest von einer Bronchoalveolären Lavage (BAL) und ein suggestives Thorax-Röntgen oder CT zusammen mit respiratorischen Symptomen verlangt. Patienten mit lediglich positiver PCR wurden nicht eingeschlossen, um nicht nur kolonisierte Personen einzuschliessen.

PCP_Characteristics

Von diesen 56 Patienten hatten 4 zuvor monatlich Pentamidin-Inhalationen und 1  Trimethoprim-Sulfamethoxazol (TMP-SMX) zur PCP Prophylaxe erhalten.

43% der Patienten hatten eine hämatologische Grunderkrankung (83% Non-Hodgkin-Lymphom oder CLL; 17% waren Knochenmarkstransplantierte; davon 46% aktiv und 33% in Remission), 25% einen soliden Tumor (davon 71% aktiv), 20% diverse entzündliche Erkrankung (z.B. Vaskulitis oder Polymyalgia rheumatica) und 7% waren Organtransplantierte (alle Niere).

80% der Patienten hatten in dem Jahr vor PCP Diagnose Kortikosteroide erhalten, und insgesamt 71% über mindestens 1 Monat. Zum Zeitpunkt der PCP Diagnose hatten 61% der Patienten eine Steroidtherapie  (mittlere Dosis: 47 ± 33 mg Prednisonäquivalente, zwischen 5 und 120 mg) mit einer mittleren kumulativen Steroiddosis von 5807 ± 5048 mg Prednisonäquivalente im letzten Jahr. Eine zytotoxische Therapie in den 2 Jahren vor PCP Diagnose hatten 66% erhalten, meist Cyclophosphamid und Vincristin. Rituximab hatten 21% und TNF-alpha Blocker 4% der Patienten im Jahr vor der PCP Diagnose erhalten.

Die mittlere Leukozytenzahl betrug 11.4 x 109 /l, die mittlere Lymphoyztenzahl 3.18 x 109 /l und die mediane CD4 Zellzahl 0.12 x 109 /l.

Leider ist die Studie bereits vor einigen Jahren durchgeführt worden, als viele der heute häufig gebrauchten Biologika und neuen Immunsuppressiva noch nicht eingeführt waren. Weiterhin fehlt eine Kontrollgruppe ohne PCP (mit und ohne PCP-Prophylaxe), sodass das Krankheits- und Therapie-assoziierte Risiko nicht quantifiziert werden kann. Damit kann diese Studie auch keine Empfehlungen zur PCP Prophylaxe machen. Eine aktualisierte Folgestudie wäre also dringend nötig.

Literaturangaben