Long QT – im Hinterkopf behalten!

Medikamentös induzierte QT-Zeit –Verlängerung geht schnell vergessen. Multimorbide Patienten erhalten einen Cocktail an Medikamenten was die Wahrscheinlichkeit von EKG-Veränderungen erhöht.

Giardin et al, vom Universitätsspital Genf haben diese Frage 5Jahre bei fast 7000 psychiatrischen Patienten untersucht. Insgesamt waren 27% der EKG’s auffällig. Bei 107 Patienten (1,6%) wurde ein long QT-Syndrom festgestellt, davon erfüllten 62 (0.9%) die Kriterien für ein medikamentös-induziertes long QT-Syndrom. Bei 5 Patienten kam es zu einem plötzlichen Todesfall und bei 7 Patienten wurde eine Torsade de pointe aufgezeichnet – dies innerhalb 72h nach der Aufzeichnung eines medikamentös induzierten long QT-Syndroms.

Medikamentös induzierte long QT-Syndrom Patienten unterschieden sich von Patienten mit normalem EKG vor allem in folgenden Punkten:

  • vermehrt Hypokaliämien
  • vermehrt eine HCV-Infektion (42% vs. 10%)
  • mehr HIV-Infektionen (24% vs 6%)

Bezüglich den Medikamenten die diese Patienten mit dem verlängerten QT-Syndrom hatten, ist vor allem das Methadon erwähnenswert (bei 37%, höheres Risiko bei höherer Dosis). Weitere häufig mit einem long QT-Syndrom assoziierte Medikamente waren: Clotiapin, Haloperidol, Phenothiazin, Sertindol, Citalopram und Fluoxetin.

Fazit:

  • bei QTc Intervall >500ms:  unmittelbar handeln
  • Ko-Medikation immer prüfen

Aber wieso gehäuft QT-Verlängerugen bei HIV und HCV-Patienten?
Bei HIV Patienten mit hoher Viruslast und tiefen CD4-Zellen (cutoff values, 17‘900 copies/ml und 144Zellen/mm3) zeigten in einer Studie von Qaqa et al (Cardiology 2010) eine Assoziation zur QT-Verlängerung. Die autonome Neuropathie wurde als mögliche Erklärung erwähnt. Weiter käme das HIV Tat Protein welches gewisse Kaliumkanäle blockiert in Frage. Ein signifikanter Effekt von HIV-Medikamenten auf die QT-Zeit konnte nicht nachgewiesen werden.

HCV Patienten zeigen eine verschlechterte Leberfunktion, welches als dokumentierter Risikofaktor für eine verlängerte QT-Zeit darstellt auf Grund von erhöhten Medikamenteninteraktionen. Weiter reduzieren die durch die HCV-Infektion getriggerten LKM-1-Antikörper die CYP2D6 Aktivität. Diese stellt bei vielen Antipsychotikas und Antidepressivas einen wichtigen Punkt bezüglich des Medikamentenabbaus dar.
Weiter zeigen HCV- als auch HIV-Patienten sicherlich vermehrt weitere relevante Faktoren wie ein erhöhtes Risikoverhalten und Drogenkonsum.