Grippe im Spital

Passend zur Grippesaison zeigt eine prospektive Studie/Surveillance aus Kanada, dass Übertragungen von Influenza im Spital und in medizinische Langzeitinstitutionen ein relevantes Problem ist: die Autoren haben untersucht, wie viele der im Spital diagnostizierten Influenzafälle während den Grippesaisons 2006-2012 community- oder healthcare- assoziert waren.

Einleitung

Wenig genaues ist bekannt über die Epidemiologie der im Spital erworbenen Influenza und dessen Verlauf. So hat diese kanadische Studie während 6 Grippesaisons (2006-2012) laborbestätigte Influenzafälle aus 54 kanadischen Akutspitälern untersucht. Sie haben den Ansteckungsort (Akutspital oder Langzeitinstitution versus Community-acquired) und das Outcome nach 30 Tagen respektive die Mortalität der Patienten angeschaut. Als Definition für healthcare-assoziert galt Symptombeginn > 96 h nach Eintritt respektive < 96 h nach Entlassung. Die Diagnose wurde laborchemisch, d.h. entweder mittels PCR, Schnelltest oder Kultur gestellt.

Resultate

Während den 6 Grippesaisons wurden 3266 Influenzafälle dokumentiert bei 2‘012‘054 Eintritten. Davon waren 570 respektive 17.3% healthcare assoziert, 345 (60.5%) in Langzeitinstitutionen und 225 (39.5%) in Akutspitälern. Die Zahlen variieren stark je nach Grippesaison (siehe Bild 1). Die Charakteristika zwischen den einzelnen Gruppen sind verständlicherweise unterschiedlich. Patienten, welche sich ausserhalb des Spitals ansteckten waren im Durchschnitt jünger, haben jedoch etwas gleich viele Co-Morbiditäten (mehr Diabetes, mehr chronische Lungenerkrankungen), waren jedoch viel weniger häufig geimpft (Details siehe Tabelle 2). Das Outcome nach 30 Tagen zeigte für Patienten, welche sich im Spital mit Influenza anstecken (Akutspital oder Langzeitinstitution), einen signifikant erhöhten Anteil von Patienten mit Hospitalisation > 30 Tage (29.5% vs 6.1%, p<0.001)  und eine signifikant höhere Sterberate (11.6 versus 5.9%, p<0.001).

Diskussion

Das Verhältnis von community-und healthcare-assozierten Influenzafällen variert sehr stark von Grippesaison zu Grippesaison. Der Anteil healthcare-assoziierter Infektionen war während der pandemischen Grippe 2009/2010 am niedrigsten. Mögliche Faktoren sind einerseits die verbesserte Durchführung der Händedesinfektion und das Tragen von Masken während der Pandemie und andererseits ist davon auszugehen, dass die Attack Rate des Pandemiestammes insbesondere bei der älteren Population im Vergleich zu den saisonalen Stämmen niedriger war.

Im Allgemeinen sind die healthcareassoziierten Infektionen jedoch höher als erwartet. Eine englische Studie in 75 Spitälern während der pandemischen Grippesaison 2009/2010 geht von 2% nosokomialen Influenzafällen aus, eine australische Studie von gut 4%. Vergleiche sind wahrscheinlich schwierig, da es sich einerseits um ein passives Überwachungssystem handelt und die Falldefinitionen häufig unterschiedlich sind. Sicher bleibt, und diese Studie bestätigt dies, dass  Influenzaübertragungen im Spital und anderen medizinischen Institutionen ein relevantes Problem ist. Die Frage, ob die Übertragungen im Spital durch Patienten, (nicht geimpftes) Personal oder Besucher stattfinden, wird auch von dieser Studie nicht beantwortet. 

Zur Übertragung im Spital lesen Sei auch die interessante Studie im Genfer Universitätsspital: Link zum Poster