HIV-Drama in Russland !

Wir haben schon oft über Russland und auch unser Projekt in Bashkortostan berichtet. Doch ein dramatischer Bericht zur misslichen Lage von HIV in Russland erschreckt uns erneut.

Wir empfehlen all unseren Lesern den offenen aber dramatischen Bericht von Stepan Kravchenko (Moskau) und Simeon Bennett (Genf) auf Bloomberg.net. Die Autoren beschreiben, wie die politische Führung in Moskau jegliche Präventionsbemühungen zur Schadensminderung bei drogensüchtigen Menschen unterdrückt.
Das bestens etablierte Wissen über die erfolgreiche Heroin-Substitution mit Methadon wird systematisch als westliche Fehleinschätzung unterdrückt und Methadon streng verboten. Aber auch die dringend notwendige Abgabe von sterilem Injektionsmaterial an Drogensüchtige wird als suchtfördernde Massnahme verteufelt (vgl. dazu auch die aktuelle Publikation im AIDS, in welcher australische Epidemiologen eine extrem tiefe HIV-Infektionsrate in Promillegrösse in einem Harm-reduction Projekt dokumentieren). In Russland bleiben drogensüchtige Menschen  sich selbst überlassen. Im Spital werden sie kaum behandelt und meist sofort wieder entlassen.

Die Zahlen von HIV-Neuinfizierten Menschen steigen weltweit nur noch in Russland. AlsFolge der sich ausbreitenden HIV-Epidemie steigt auch die Zahl von Fällen von multiresistenter Tuberkulose. Auch hier ist Russland trauriger Spitzenreiter weltweit! Die durch HIV bedingte Immunschwäche vermindert die körpereigene Fähigkeit, das Tuberkulose-Bakterium ganz zu zerstören, was wiederum die Resistenzbildung fördert. Ich empfehle jedem die Lektüre dieses ausgezeichneten Artikels.

Die traurige Lektüre diesers Artikels kann einen verzweifeln lassen. Doch mich hat die  Lektüre einmal mehr motiviert, unser Projekt (ITSR.infekt.ch) voranzutreiben. Wir sind einigermassen zuversichtlich, dass wir noch dieses Jahr einen Grundstein legen können für das Pilotprojekt in Ufa (Bashkortostan). Das 3-jährige Pilotprojekt ist lokal gut verankert und wird zusammen mit Partnern vor Ort aufgegeleist. Es soll zeigen, dass Harm Reduction auch in Russland funktionieren kann: Das wissenschaftlch begleitete Projekt soll demonstrieren, dass Spritzenabgabe an drogensüchteige Menschen den Konsum nicht anheizt, sondern – wie wir es in den 80-er Jahren in der Schweiz erlebt haben – Infektionen bei drogensüchtigen Menschen wirksam verhindert.