Hepatitis C Genotyp 1 – Proteasehemmer nicht immer nötig!

Hepatitis C – individualisierte Therapie weiterhin im Trend!

Seit Herbst 2012 gibt es für die Hepatitis-C-Behandlung beim HCV-Genotyp-1 einen neuen Therapiestandard in Form einer Tripletherapie: Proteasehemmer (Telaprevir oder Boceprevir) zusammen mit PegInterferon und Ribavirin. Dadurch verbessern sich die Heilungschancen bei diesem, bisher schwierig zu behandelnden Virustyp deutlich. Zudem kann bei vielen Patienten die Therpiedauer von 12 auf 6 Monate reduziert werden.

Die Frage ist, ob Patienten mit sehr guten Chancen für einen Therapieerfolg den oft nebenwirkungsreichen und auch teueren Proteasehemmer überhaupt brauchen.

Bereits 2008 haben Ferenci et al. gezeigt, dass bei behandlungsnaiven Patienten ohne Zirrhose bei raschem Therapieansprechen unter PegINF/RBV die Therapieauf 24 Wochen verkürzt werden darf. Patienten mit RVR (HCV-RNA nach 4 Wochen Therapie nicht nachweisbar) zeigten nämlich ein sehr gutes Therapieansprechen (SVR= sustained virologiacl response), wenn die Baseline-Viruslast tief war: <400’000 IU/ml –> SVR 81,3%, 400’000-800’000 –> SVR 80,6%, >800’000 –> SVR 60,6%).

Die Vermutung, dass bei ausgewählten Patienten auf die zusätzliche Proteasehemmertherapie verzichtet werden kann, wurde nun durch eine randomisierte Studie bestätigt. 233 behandlungsnaive Patienten ohne Zirrhose mit chronischer Genotyp-1-Hepatitis-C und tiefer Viruslast (<600’000 IU/ml) wurden eingeschlossen. Nach einer 4-wöchigen Lead-In Phase mit PegInterferon alfa-2b und Ribavirin hatte die Hälfte eine nicht nachweisbare Viruslast (RVR). 101 Patienten wurden schliesslich randomisiert (1:1) für eine Weiterführung der Therapie mit oder ohne Boceprevir.

Somit gab es 2 Behandlungsgruppen

  • 24-wöchige 2er-Therapie (PegINF + RBV)
  • 28-wöchiger Tripletherapie (4 Wochen PegINF + RBV, gefolgt von 24 Wochen PegINF + RBV + BOC)

Beide Behandlugsgruppen zeigen einen gleich guten Therapieerfolg mit einer SVR12 von 90% und 88%. Andere Prädiktoren wie Subtyp (Gt 1a versus Gt 1b) oder IL28B-Genotyp scheinen keinen Einfluss zu haben.

Fazit
Bei Genotyp 1-Hepatitis-C kann auf den Proteasehemmer verzichtet werden, wenn folgende Bedingungen erfüllt sind:

  • Patient ist therapie-naive
  • Patient hat keine Leberzirrhose
  • Viruslast vor Therapie ist tief (<600’000 IU/ml, <5,8 Log10 IU/ml)
  • Viruslast nach 4 Wochen PegInterferon + Ribavirin ist nicht nachweisbar (RVR)