Beginn einer Revolution? Ein neues Konzept zur Influenza-Behandlung

Neue Wege in der Behandlung der Influenza werden gesucht….

Hintergrund
Aktuell ist wieder einmal mit Influenza A H7N9 ein neuer Influenza-Stamm in China aufgetaucht, der Potential für eine Pandemie hat ( Morens et al, NEJM 2013). Angesichts beunruhigender Meldungen von zunehmenden Resistenzen von Influenza gegen Neuraminidaseinhibitore wie Oseltamivir (Tamiflu®) (Whitley et al, CID 2013) und ungebrochener Impfmüdigkeit, ist es Zeit, ein neues Konzept zu entwickeln.

Ein neues Konzept
Morita und Mitarbeitende suchten nach humanen Lipidprodukten, die die Replikation des Influenzavirus A H5N1 in vitro hemmen (Morita et al, Cell. 2013). Damit sollen unsere Zellen weniger angreifbar für Influenzaviren gemacht werden. Beim Screening von zalhreichen Lipiden stellte sich der Lipidmediator Protectin D1 als der potenteste Inhibitor der Influenzavirus-Replikation heraus.

Die Rolle von Protectin D1 bei Influenza-Infektionen
Im Mausmodell zeigte sich interessanterweise, dass bei schweren Influenzainfektionen die Zellen wenig Protectin D1 bildeten. Die Produktion des Proteins in der Zelle wird offenbar herunterreguliert. Gleichzeitig (resp. als Folge davon?) war die Pathogenität des Influenzavirus H5N1 höher je niedriger die Protectin D1-Spiegel waren. Wenn man den Mäusen jedoch intravenös Protectin D1 vor einer Infektion mit Influenzaviren gab, überllebten diese die Influenza-Infektion. Zur Simulation der klinischen Situation wurden in einem weiteren Versuch Mäuse mit Influenza infiziert und Protectin D1 erst 2 Tage später zusammen mit dem Virostatikum Peramivir zugegeben. Alle Mäuse überlebten. Ohne Therapie starben alle Mäuse und mit Peramivir alleine immerhin noch 65%!

Ausblick
Ob diese eindrucksvolle WIrkung von Protectin D1 sich auch im Menschen bestätigen lässt, ist noch völlig unklar. Zu viele Hindernisse sind noch zu meistern: schlechte perorale Bioverfügbarkeit, kurze Halbwertszeit, unklare Toxizität. Andererseits könnten diese Experimente die Tür zu einer ganzen Reihe von neuen Therapien nicht nur gegen Influenza sondern auch gegen viele andere Infektionen öffnen. Wir warten gespannt. Bis dahin erwarten wir Sie gerne zur nächsten Grippeimpfung!