HIV-Test und Informed Consent

Am 3.9.12 veranstaltet das Kompetenzzentrum Medizin – Ethik – Recht Helvetiae (MERH), unterstützt durch das Bundesamt für Gesundheit (BAG), an der Uni Zürich eine Tagung zum Thema: «HIV-Test und Informed Consent» (Programm)

Bislang wurde davon ausgegangen, dass der HIV-Test nur nach Einwilligung des zuvor über den Test und die Testfolgen aufgeklärten Patienten zulässig ist. Neuere Erkenntnisse weisen jedoch darauf hin, dass HIV-Infektionen regelmässig zu spät diagnostiziert werden. Die Fachkommission Klinik und Therapie (FKT) publizierte deshalb im März 2010 im BAG-Bulletin die Empfehlung «Der HIV-Test auf Initiative des Arztes: Empfehlungen zur Durchführung bei Erwachsenen».

In diesem Text wird die bisherige Doktrin «Kein HIV-Test ohne vorgängige Information des Patienten über den Test» in einem speziellen Setting relativiert. Allerdings sind Juristen der Meinung, dass es für jede diagnostische Abklärung (sofern es sich um eine Diagnose einer schweren chronischen Krankheit handelt) das informierte Einverständnis des Patienten braucht.

Viele Mediziner sind jedoch der Meinung, dass der Patient, welcher mit Krankheitssymptomen zum Arzt kommt, diese auch adäquat untersucht haben will und dass im Auftrag "Hilf mir bei meinen Beschwerden" weiterführende diagnostische Massnahmen implizit auch eingeschlossen sind, ohne dass eine ausführliche Information über alle diagnostischen Ein- und Ausschlussverfahren gewünscht wird.

Im Rahmen der Tagung soll diese Relativierung des Informed Consent aus medizinischer Sicht, aus der Sicht der Gesundheitspolitik, der Prävention und aus der Sicht Betroffener sowie unter verschiedenen rechtlichen Aspekten diskutiert werden. Wann und wie soll der HIV-Test künftig bei der Abklärung klinischer Symptome eingesetzt werden? Welche rechtlichen Rahmenbedingungen sind dabei zu beachten? Und gibt es allenfalls praktikable Möglichkeiten, mit denen Gesundheitsschutz und persönliche Freiheit vereinbart werden können (z. B. Test als Standard mit Optout-Möglichkeiten)?

on-line-Anmeldung hier: www.merh.uzh.ch – max. 100 Teilnehmende