Abklärung und Therapie von Patienten mit Influenza-Verdacht 2010/11

Zuder anrollenden Grippewelle 2010/11 fehlen aktuelle Empfehlungen. Basierend auf den Erfahrungen in England adaptieren wir für das Kantonsspital St. Gallen unsere letztjährigen Empfehlungen:

Abklärung bei Verdacht auf H1N1v:

  • Verdachtsfall: Fieber >38.0 und Husten (oder Pneumonie) plus allgemeine grippale Symptome
  • Alternative Differentialdiagnose ausschliessen
  • Milde Formen möglich

    • subfebrile Temperaturen (vermutlich >30%!)
    • Keine respiratorischen Symptome (vermutlich klinisch komplikationslos)
  • Virusabstrich nur bei:

    • Hospitalisation oder komplizierter Verlauf
    • Schwangerschaft
    • Vorliegen von Risikofaktoren (s. unten)

 Meldepflicht: Das BAG hat die ärztliche Meldepflicht im Sommer 2010 aufgehoben

  • auch Hospitalisationen müssen nicht mehr gemeldet werden

Wer MUSS antiviral behandelt werden?

A) Patienten mit Fieber und Husten (Falldefinition), sollen in folgenden Fällen behandelt werden

  • Schwangere Frauen (höhere Letalität)
  • Kinder unter 5 Jahren (höhere Hospitalisationsrate)
  • Patienten über 65 Jahre (höhere Letalität)
  • Patienten mit chronischen Krankheiten (Liste der Risikofaktoren s. unten)

B) Schwangere Frauen, mit milden Symptomen, welche die Fallkriterien (s. oben) nicht erfüllen, können behandelt werden, falls die Symptomatik für eine Grippe klassisch ist und die wichtigsten Differential-Diagnosen ausgeschlossen wurden.


Sollen gesunde Erwachsene behandelt werden?

  • Gesunde Erwachsene seltener und meist mild erkrankt.
  • Bei Fieber und Husten (oder Pneumonie) höheres Komplikationsrisiko als bei Jugendlichen (1-3% Letalität)
  • Die Behandlung wird z.Z. nicht von der Krankenkasse übernommen.
  • Eine Behandlung zur Abkürzung des Verlaufes ist sinnvoll wenn die Therapie innert 12 Stunden nach Symptombeginn eingeleitet wird.
  • Starterdosis nur im Rahmen einer ärztlich kontrollierten Abgabe
  • Patient informieren, dass er die Kosten übernehmen muss

Welche Vorsichtsmassnahmen sollen Erkrankte einhalten?


  • Während der Erkrankung zu Hause bleiben.

Wie lange bleiben Erkrankte arbeitsunfähig?

  • Abhängig von der Schwere der Erkrankung.
  • Husten kann noch länger persistieren.

Was sind Risikofaktoren für einen komplizierten Verlauf?

  • Schwangerschaft
  • Asthma
  • COPD
  • Immunsuppression / -schwäche
  • Diabetes
  • eingeschränkter Vitalkapazität (Neuromuskulär, Adipositas, etc.)
  • Chronische Niereninsuffizienz
  • Chronisches kardiopulmonales Leiden