Chirurgische Maske beim Spitalpersonal zum Schutz vor pandemischer Influenza A(H1N1)2009: So gut wie TB-Masken?

Welche Maske soll Spitalpersonal bei einer Influenzapandemie tragen? Schützt die chirurgische Maske vor Influenza A(H1N1)2009? Diese Frage wird kontrovers beantwortet und kontrollierte Studien liegen nicht vor. Antwort kommt vielleicht aus einem Spital in Singapur mit einer Publikation im  CID:

Retrospektiv wurde untersucht, ob während den verschiedenen Phasen der Pandemie mit unterschiedlichen hygienischen Massnahmen Unterschiede bezüglich der Häufigkeit von H1N1-Erkrankungen beim Personal bestand.
An diesem Spital, welches  als designiertes Spital für H1N1-Abklärungs- und -Hospitalisationen in Singapur galt, hing das Patientenmanagement und die hygienischen Massnahmen für das Spitalpersonal von der epidemiologischen Lage und dem Auftreten von lokalen Übertragungen ab (ähnlich wie in der CH).
  • Periode 1 und 2: Containment: Verhindern der Ausbreitung: Isolation der Patienten und Tragen von N-95 Masken des Spitalpersonals mit Betreuung von H1N1-Patienten.
  • Periode 3: Tragen von N-95 Masken auf Abteilungen mit H1N1 Patienten nur noch bei aerosolproduzierenden Tätigkeiten
Zusätzlich wurde das gesamte Spitalpersonal bei Fieber und Symptomen eines akuten respiratorischen Infektes auf Influenza A(H1N1)2009 untersucht und in einer Datenbank erfasst. Spitalpersonal musste zudem ab dem Zeitpunkt von lokalen Übertragungen innerhalb des Spitals auf allen Abteilungen während der Arbeit eine chirurgische Maske tragen.

Insgesamt wurde bei 48 Mitarbeitenden H1N1 mittels PCR nachgewiesen. Das Auftreten der Erkrankungen über die Zeitachse ist in obiger Grafik dargestellt. Die meisten Erkrankungen von Personals wurden auf Normalabteilungen und nicht auf der Pandemiestation bzw auf dem Pandemienotfall festgestellt.Aufgrund der Häufigkeit von H1N1-Erkrankungen beim Personal in Abhängigkeit der getroffenen Massnahmen, insbesondere des Maskentragens, kommen die Autoren zum Schluss, dass das Tragen von chirurgischen  im Vergleich zu N95-Masken mindestens gleich wirksam ist.
Ob dem wirklich so ist, scheint uns aufgrund der hier gezeigten Daten nicht belegt. Epidemiologische und Seroprävalenzuntersuchungen zeigen, dass va Kinder und Jugendliche an H1N1 erkrankt sind, meist mit mildem Verlauf, und es wäre durchaus denkbar, dass sich (wie von den Autoren auch beschrieben) der grössere Teil des erkrankten Personals ausserhalb des Spitals bei ihren Kindern und anderen erkrankten Personen angesteckt hat.

Nach den Erfahrungen mit SARS (das Spital war auch designiertes Spital während der SARS-Epidemie), schien die Umsetzung der Maskentragepflicht an diesem Spital auf allen Abteilungen kein Problem zu sein. Am KSSG, das wie einige andere Spitäler in der CH die Maskentragepflicht (zumindest beim Kontakt mit Patienten) bei den nicht-geimpften Mitarbeitenden ebenfalls einführte, hat diese Massnahme zumindest teilweise zu Diskussionen geführt.
In der Schweiz stellt sich daher eher die Frage, ob während der Pandemie mit der Tragepflicht von chirurgischen Masken bei nichtgeimpftem Personal nosokomiale Infektionen bzw. Erkrankungen beim Personal verhindert worden sind. Wir versuchen,diese Frage für das KSSG retrospektiv zu untersuchen, allerdings ist es sehr wahrscheinlich, dass wir aufgrund der kleinen Fallzahlen keinen Effekt nachweisen können…