Maden im Einsatz gegen Antibiotika-Resistenzen?

Forscher der Swansea University haben im Sekret von Maden eine neue Substanz entdeckt, aus welcher vermutlich bald mal ein Antibiotikum gegen MRSA, E.coli und C.difficile entstehen könnte.

Wie wir alle wissen kommt die Hilfe bezüglich antibiotischer Waffen ja meist aus unserer natürlichen Umgebung. In den 60iger Jahren wurden aus Pilzen und Bakterien viele neue antibiotische Extrakte gewonnen. Dann kam eine fast 30-jährige Karenzzeit, in welcher nicht wirklich neue antibiotische Substanzklassen gefunden wurden.

Forscher aus Swansea haben nun das Sekret der Maden der gemeinen grünen Schmeissfliege (Lucilia sericata) untersucht. Maden werden ja in neuerer Zeit zur Wundheilung bei nicht heilenden, fibrinbelegten Ulcera angewandt. Nun hat man entdeckt, dass die Maden nicht nur durch das Abfressen des nekrotischen Materiales den Wundgrund säubern, sondern, dass sie eben auch eine "anti-biotische" Substanz sezernieren.

Bereits 2007 publizierten Daeschlein et al einen Artikel. in welchem sie auf die antibakterielle Wirkung von Madensekreten hinweisen. Bereits diese Autoren beschreiben eine in vitro Aktivität der Maden-Sekretion gegen methicillin-sensible Staph.aureus (MSSA), gegen Methicillin-resistente Staph.aureus (MRSA) gegen E.coli und Pseudomonaden, sowie gegen Salmonellen und Listerien.

Das Extrakt aus dem Maden-Sekret wird nun, da es von Maden der Lucilia sericata stammt, Seraticin genannt. Die Forscher aus Swansea haben die antibakterielle Wirkung von Seraticin auf 12 verschiedene MRSA Stämme , sowie auf E.coli und C.difficile untersucht und zeigen können , dass Seraticin antibakterielle Wirksamkeit gegenüber diesen Bakterien aufweist. Der nächste Schritt wird sein, die genaue chemische Verbindung des purifizierten Seraticin herauszufinden, und zu schauen , ob es sich auch herstellen lassen könnte. Denn um einen Tropfen purifiziertes Seraticin zu erhalten braucht es 20 Larven.

Die Teste bisher waren alle in Vitro, ob und wie die Substanz in vivo wirkt, ist noch nicht untersucht. Ob und wann die Substanz Seraticin dann wirklich als Medikament zur Verfügung stehen wird ist völlig offen.

Interessant ist für mich auf jeden Fall, dass wieder die Natur uns weiterhilft. Ich bin überzeugt, die Natur hat für viele unserer Probleme Lösungen, wir müssen sie nur finden!

Bexfield A et al ; 2008 The antibacterial activity against multiple MRSA strains.  in Press in  Microbes and Infections

Da noch nicht publiziert, hier ein Pressetext in Medicalnewstoday

und für weitere Informationen www.swansea.ac.uk/news_centre/LatestNews/Headline,25710,en.php

Kleine Geschichte der Antibiotika:

  • 1929 Penicillium notatum ———> Penicillin
  • 1943 Streptomyces griseum ——->Streptomycin
  • 1945 Streptomyces aureofaciens—-> Aureomycin——> Tetracycline
  • 1945 Cephalosporium sp (heute heissen diese Pilze: Acremonium sp) ———–> Cephalosporine
  • 1947 Bacillus spp——————–> Polymyxine
  • 1947 Streptomyces venezuelae——–>Chloramphenicol
  • 1949 Streptomyces erythreus———->Erythromycin
  • in den 60iger Jahren Entwicklung von semisynthetischen Antibiotika
  • in den 80 igern Chinolone entwickelt als synthetische Antibiotika
  • 2000 Oxazolidinon ebenfalls synthetisch
  • 20?? Lucilia sericata———————> Seraticin

Die Aufzählung in der kleinen geschichte ist siche rnicht vollständig, und soll nur eine Übersicht geben, wie wir durch die Natur zu den Antibiotika gekommen sind, und übrigens benennen die Mikrobiologen, die Bakterien und Pilze häufig um, da sie sie dank moderner Molekularbiologie besser klassifizieren können. Deshalb heisst Cephalosporium nun Acremonium etc.