Masern-Encephalitis: Zuwarten oder aktiv werden?

Die Encephalitis ist eine gefuerchtete Komplikation der Masern. Sie gleicht dem bild einer akuten demyelinisierenden Encephalitis. Zum Einsatz von Immunglobulinen und/oder Steroiden gibt es nur wenige Fallbeschreibungen.

In der aktuellen Masern-Epidemie, welche die ganze Schweiz erfasst hat, haben wir ebenfalls bei einem Fall einer Masern-Encephalitis einen Therapieversuch mit Steroiden unternommen, allerdings ohne Erfolg. Die Literatur hierzu beschränkt sich auf ein paar wenige Fallbeschreibungen mit Immunglobulinen oder Steroiden.

In Japan fand sich 2007 bei 800 Fällen einer Masern-Infektion eine Encephalitis. Die Autoren einer Fallbeschreibung schildern das rasche Ansprechen einer Kombinationstherapie mit IgG und Dexamethason. Das besondere an beiden Fällen war, dass die Therapie recht früh eingeleitet wurde und dass die Behandlung kombiniert durchgeführt wurde. Beide Patienten haben sich innert weniger Stunden aus einem Koma erholt.

Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer und wir wissen alle, dass man solche Therapie-Modalitäten eigentlich sauber evaluieren sollte. Doch angesichts der seltenen sporadischen Fälle ist es kaum möglich, eine randomisierte kontrollierte Studie aufzuziehen. Es ist auch fraglich, ob – angesichts der doch einigen guten Fallbeschreibungen und fehlender negativer Konsequenzen – Patienten tatsächlich bei einer randomisierten Studie mitmachen würden (respektive die Angehörigen eine Einwilligung geben würden). Angesichts der weiterhin grassierenden Masernepidemie in der Schweiz müssen wir uns fragen, ob wir nicht doch für den Fall einer Encephalitis rasch mit einer Behandlung einsteigen sollten.

Quelle: Nakajima et al, CID, Juni 2008

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