…und die Alten haben Recht!

Hollaendische Forscher haben den Effekt von hochprozentigem Honig auf das Bakterienwachstum untersucht, und sind zum Schluss gekommen, dass Honig wirkt! Dies wussten unsere Grossmuetter ja ebenfalls schon!

Honig wirkt
Interessant, finden Sie nicht? Unsere Grossmütter schmierten Honig auf die offenen Beine, und wir belächelten sie! Nun bekommen sie Recht! Im Zeitalter zunehmender Resistenzen gegen Antibiotika lassen sich die Forscher vieles einfallen, respektive greifen auf Altbewährtes zurück. Die antimikrobielle Aktivität von Honig ist eigentlich schon lange bekannt, und Honig wurde in schwierigen Fällen auch zur heutigen Zeit noch benutzt. Die klinische Anwendung wird jedoch durch unterschiedliche antibakterielle Wirkungen der verschiedenen Honigsorten erschwert.

Standardisiertes Honigprodukt
Die Holländische Gruppe hat nun einen standartisiert produzierten Honig benutzt, welcher  in sterilisierte Spritzen gefüllt wurden, von denen man die Konzentration an Honig genau kannte. Der Honig wurde durch Bienen produziert, welche in einem Gewächshaus leben, so dass dadurch auch standartisierte Blütenpollen zur Anwendung kamen. (Für jene die es interessiert, der Honig heisst Revimil und ist ein Produkt der Bfactory! ene holländische Firma, die sich auf Bieneprodukte spezialisiert hat). In dieser Studie wurden elf verschiedene "batches" untersucht und miteinander verglichen. Die unter den standardisierten Treibhausbedingungen produzierten Batches zeigten interessanterweise kaum Unterschiede.

Antibakterielle Wirkung in vitro
Zunächst wurde die antibakterielle Aktivität in vitro auf verschiedene grampositive Keime untersucht (Abb. rechts). Die notwendige Honigkonzentration für ein effizientes Killing der Bakterien ist mit 30-40% allerdings recht hoch, wie die ersten zwei Experimente mit Methicillin-sensitiven (MSSA) und -resistenten (MRSA) Staph aureus aber auch mit Enterkokokken (VSEF/VREF) zeigen. Doch bereits beim Staph.epidermidis (MSSE) genügen geringere Konzentrationen um 10%, um das Wachstum zu hemmen.

Was ist der antibakterielle Mechanismus des Honigs?
Alleine die hohe Osmolarität, der hohe Zuckergehalt und der tiefe pH Wert haben eine Wirkung, aber auch die Produktion von Wasserstoffperoxid, wenn Honig verdünnt wird. Zudem gibt es vermutlich noch andere Komponenten, welche durch die Zusammensetzung der Blütenextrakte zusammenkommen.

Aktivität auch im Gram-negativen Bereich
In der Abbildung links ist die Aktivität von Honig auf verschiedene gramnegative Keime dargestellt. Im Panel A wurden sensible gramnegative Keime untersucht, und im Panel B resistentere Keime, wie ESBL-produzierende E.coli, Pseudomonaden, oder auch Enterobacter. Auch hier zeigt sich, dass der Honig seine Wirksamkeit bei Konzentrationen von ca. 30% (Vol%) behält, unabhängig von der antbakteriellen Resistenz der Keime.

 Bestätigung am Menschen
Nun wurde das Ganze aber auch am Menschen getestet und zwar an den Vorderarmen von 42 Freiwilligen. Da hat man jeweils von zwei Hautarealen Abstriche gemacht, und dann auf ein Hautareal Honig geschmiert, und auf das andere nichts. Beide Areale hat man dann mit Tegaderm verschlossen, und 48h "ruhen" lassen. Nach diesen 48h hat man dann die beiden Hautareale wieder abgestrichen und erstaunliche Resultate erzielt:

In der Abbildung rechts sind die ersten beiden Abstriche zum Zeitpunkt 0 und die beiden rechts nach 48 Stunden. Untersucht wurde die Anzahl Kolonien pro Abstrich bei jedem der 42 Freiwilligen. Man sieht, dass die Besiedelung der beiden Hautareale zum Ausgangspunkt mehr oder weniger identisch war, doch nach der Anwendung von Honig (ganz rechts) ein deutlicher Abfall der Bakteriendichte zu verzeichnen war. Unter dem Kontrollpatch stieg die Konzentration noch, was wohl auf die Okklusion zurückzuführen ist.

In dem Honigpatch findet sich aber – trotz Okklusion – eine signifikant reduzierte bakterielle Besiedelung des Hautareals.

Nun kann man kritisieren, dass die Studie nicht doppelblind war, aber gemäss Aussage der Autoren ist es schwierig eine Placebo-Substanz herzustellen, die in etwa so aussieht und die gleiche Konsistenz hat wie Honig. Deshalb wurde es als open label Study durchgeführt.

Was machen wir mit dieser Information?
Die Resultate sind interessant. Die Autoren zeigen, dass Honig in standartisierter Art hergestellt, und somit  zuverlässig eingesetzt werden kann. Nun stellen sich natürlich Fragen nach dem therapeutischen oder prophylaktischen Einsatz von Honig.

Es gibt bereits aus dem Jahr 2005 eine open label Studie aus der Nephrologie (Johnson et al, J Am Soc Nephrol, 2005), welche die Wirkung von Honig gegenüber Mupirocin zur Verhinderung eines Exit Site Infektes bei CAPD untersucht hat. Der Vergleich zeigte eine gleiche Wirksamkeit der beiden Substanzen. Doch die Fallzahl war gering, so dass hier sicher noch weitere Studien folgen müssen, aber die Studie zeigte vermutlich schon 2005 in die richtige Richtung: Mit standartisiertem Honig kann die Infektrate verringert werden.

Quelle: Kwakman et al CID 2008; 46

Also auf geht’s liebe Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, vielleicht gibt es ja noch mehr Wissen von unseren Grossmüttern und Grossvätern, was wir endlich belegen können?!?