IAS_Sydney: HIV – Erfüllter Kinderwunsch dank PREP

Endlich ist es soweit: Am 4. IAS-meeting in Sydney durften wir die ersten Resultate unseres Kinderwunschprogrammes vorstellen. Die Posterpräsentation wurde sehr beachtet.

Ein altes Anliegen…..
Seit über 10 Jahren engagieren wir uns in St. Gallen zusammen mit unseren Partnern im fiore damit von HIV betroffene Pärchen ohne wesentliches Risiko ein eigenes Kind zeugen können. Dabei geht es vor allem um die Situation, bei welcher der Mann HIV-positiv, die Frau negativ ist. In den ersten Jahren mussten wir dies immer mit einer speziellen Sperma-Aufbereitung machen. Das speziell aufbereitete Sperma wurde der Partnerin durch ein Schläuchlein in die Gebärmutter eingeführt (inseminiert). Doch in den letzten Jahren mussten wir feststellen, dass alle männlichen Partner immer unter einer optimalen Therapie standen. Das heisst, bei diesen Partnern war das Virus im Blut und auch im Sperma immer supprimiert, das Risiko einer Übertragung beim ungeschützten Geschlechtsverkehr schätzen wir als minimal ein.

Ein neues Programm
In dieser Situation haben wir begonnen, die Paare über die effektive Risikosituation zu informieren. Die meisten Paare haben dann die von uns vorgeschlagene alternative Behandlung vorgezogen:

  1. Wir stellen zunächst sicher, dass die Therapie optimal eingenommen wird.
  2. Dann schliessen wir allenfalls vorhandene Geschlechtskrankheiten aus, welche das Risiko einer Infektion erhöhen würden.
  3. Wir instruieren das Paar, genau zum richtigen Zeitpunkt, das heist unmittelbar vor dem Eisprung ungeschützten Geschlechtsverkehr zu haben,
  4. und zuletzt empfehlen wird der Partnerin die Einnahme von je einer Tablette eines HIV-Medikamentes 12 und 36 Stunden vor dem ungeschützten Geschlechtsverkehr.

Ob und wieviel diese letzte Massnahme nützt, können wir nicht mit Sicherheit sagen. Wir wissen allerdings, dass die Einnahme von HIV-medikamenten NACH einer Exposition das Risiko einer Transmission massiv senkt. Es ist wahrscheinlich, dass die Behandlung VOR dem Geschlechtsverkehr noch besser wirkt.

Luxus oder Notwendigkeit?
Wir wissen auch nicht, ob diese Behandlung überhaupt notwendig ist. Das Risiko einer Übertragung unter einer vollständig suppressiven HAART ist unmessbar klein, es dürfte in der Grössenordnung von 1:100’000 bis 1: 1’000’000 oder noch kleiner liegen. Wir betrachten die zusätzliche Sicherheit wie das Anziehen eines Sicherheitsgurtes im Auto. Auch hier ist das Risiko eines Unfalls im Alltag sehr gering.

Hohe Schwangerschaftsrate
Die Schwangerschaftreate bei den früheren Inseminationsbehandlungen war maximal 40%. Das heisst, 60% der Paare blieben auch nach mehreren aufwändigen Versuchen kinderlos. Einige haben anschliessend diese Methode versucht und sind sofort schwanger geworden. Die Schwangerschaftsrate lag bei unseren 22 Paaren über 70% und schon nach 3 Versuchen war die Hälfte der Frauen schanger (s. Abbildung).

An der 4. IAS-Konferenz über Pathogenese, Therapie und Prävention in Sydney wurde die Arbeit in einer Posterdiscussion vorgestellt. Das gesamte Poster ist hier zum download abrufbar. Die Präsentation ist im gefüllten Saal auf grosses Echo gestossen. Viele fragen, weshalb wir denn überhaupt die PREP anbieten, das Risiko sei doch unter HAART ohnehin nicht messbar klein. Natürlich bin ich da gleicher Meinung, doch im Moment ist die PREP für viele noch eine gewisse Sicherheit. Denn bisher habe diese Paare ja höchste Vorsicht walten lassen…

Homepage gefordert
Andere wiederum haben gefordert, dass wir ein prospektives Register aufbauen sollen. Etwas was wir in der Tat schon vorbereitet haben (www.hiv-pregnancy.ch), aber das noch nicht in der gesamten Funktinalität vorhanden ist (Anmeldeprozedere, Übersicht, etc.). Das Echo stimuliert uns, dieses Projekt rasch voranzutreiben.

wir bleiben dran….

Nachtrag:
Unsere Arbeit hat besonders in der US-Presse für Aufsehen gesorgt. Einege Beispiele davon finden sich auf Podcasts von