HCV: Keine sexuell übertragbare Krankheit

Noch immer gibt es Empfehlungen, wonach Partner von Hepatitis C infizierten Personen sich mit Kondom vor einer Infektion schützen sollten. Eine neue Studie macht nun deutlich: HCV wird NICHT heterosexuell übertragen.

Um es gleich vorweg zu präzisieren. „Heterosexuell“ bezieht sich hier auf den vaginalen Sexualkontakt. Eine sexuelle Übertragung von HCV ist beim Analverkehr möglich. Natürlich praktizieren auch heterosexuelle Paare Analverkehr, doch deutlich seltener als in homosexuellen Beziehungen. Ebenfalls bekannt ist, dass während der akuten Phase der Hepatitis C das Risiko einer sexuellen Transmission relevant sein dürfte.

Widersprüchliche Daten
Die Literatur ist voll von widersprüchlichen Daten zur sexuellen Übertragung von Hepatitis C (HCV). Allerdings fanden sich in letzter Zeit immer wieder Studien, die zeigten, dass HCV kaum als sexuell übertragbare Krankheit angesehen werden kann. Das Problem bei der Beurteilung des Transmissionsweges liegt darin, dass recht viele Personen einmal für eine kurze Zeit im Leben einen illegalen Drogenkonsum versuchten, ohne je süchtig zu werden. Die hohe Transmissionsrate beim intravenösen Konsum und die Tendenz, diesen zu verleugnen, machen die Beurteilung von früheren Transmissionswegen schwierig.

Neue Methoden zur Epidemiologischen Klärung des Problems
Die Autoren aus New York haben nun eine neuartige epidemiologische Methode eingesetzt. Die Autoren haben in ihrer Studie bewusst nur Personen eingeschlossen, welche einen bekannten iv-Drogenkonsum hatten. Damit haben sie den „Verleugnungsfaktor“ ausgeschlossen.

Drogenkonsum bleibt der wichtigste Faktor
Insgesamt wurden 265 heterosexuelle Paare (530 Personen) untersucht auf HCV-Antikörper und befragt über mögliche Risikofaktoren und Cofaktoren einer HCV-Infektion. In beiden Geschlechtern fand sich in gut 50% eine HCV-Infektion, 20% waren HIV-positiv. Das Risiko einer HCV-Infektion war massiv bei Personen, die früher schon iv-Drogen konsumierten (OR=400!). Weitere Faktoren, welche die Chance einer HCV-Positivität erhöhten waren:

  • Tatoo in der Vergangenheit OR 3.0 (1.7-5.2)
  • Anzahl Partner, die Drogen konumierten: OR 2.21 (1.7–3.0)
  • Jahre Drogenkonsum OR 1.86 (1.4–2.6)
  • Alter OR 1.99 (1.5–2.7)
  • gemeinsamer Drogenkonsum mit dem Partner OR 12.63 (5–32)

Bei allen untersuchten Faktoren, welche mit einer sexuellen Übertragung assoziiert wären, fand sich kein erhöhtes Risiko (Anzahl früherer Sexualpartner, Anzahl Episoden von Geschlechtskrankheiten, Tätigkeit als „Sex-Worker“, etc.).

Diese Studie zeigt einmal mehr, und in diesem Fall sehr deutlich, dass eine Person, die mit HCV infiziert ist, nicht angehalten werden muss, mit dem Partner, der Partnerin mit Kondom zu verkehren. Anders verhält es sich, wenn die Person HIV positiv ist oder wenn das Paar Sexualprktiken pflegt, welche ein höheres Risiko der Blutübertragung haben (Analverkehr, Spiel mit Nadeln etc.). Es ist Zeit, dass die vielen reproduktionsmedizinischen Behandlungszentren, welche heute noch eine Spermaaufbereitung bei HCV-diskordanten Paaren anbieten diesem Anachronismus nun ein Ende setzen.

 

Quelle: McMahon et al, JID, 1. Juni 2007, s. auch das Editorial von Judith Hahn

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