Prävention schwerer Infektionen nach Splenektomie – betroffene Patienten über Risiken aufklären und impfen!

Ein neuer Artikel aus dem BMJ setzt sich mit den Risiken und Präventionsmassnahmen nach einer Splenektomie auseinander.

Die "Overwhelming post-splenectomy infection" (OPSI) wird in den meisten Fällen von bekapselten Keimen wie Streptokokkus pneumoniae, Haemophilus influenzae und Neisseria meningitis verursacht. Andere beschriebene pathogene Keime sind Bakterien wie Escherichia coli, Pseudomonas aeruginosa, Capnocytophagia canimorsus (v.a. nach Hundebissen), Streptokokken der Gruppe B, Enterokokken ssp., Ehrlichia spp., aber auch Protozoen wie die Malaria verursachenden Plasmodien.

Die 1952 erstmals beschriebene Erkrankung kann mit geringen grippe-ähnlichen Symptomen beginnen und schnell einen fulminanten Verlauf mit hoher Mortalität nehmen. Am häufigsten kommt es innerhalb der ersten 2 Jahre nach Splenektomie zu einer OPSI. Die genaue Inzidenz dieser Infektion ist nicht bekannt, Schätzungen gehen von einem Risiko zwischen 0,18-0,42% pro Jahr nach Splenektomie aus, mit einem lebenslangen Risiko von 5%. Bisharat es al. untersuchten alle zwischen 1966 und 1996 zu diesem Thema vermeintlichten Studien. Hiernach entwickeln 3,2% der Patienten nach Splenektomie eine invasive Infektion mit einer Gesamtmortalität von 1,4%. Das mittlere Zeitintervall zwischen Infektion und Splenektomie liegt bei 22,6 Monaten. Die Inzidenz der OPSI ist häufger bei Patienten mit Thalassämia major (8,2%) und Sichelzellanämie (7,3%), ebenso waren Kinder häufiger betroffen. Schwartz et al beschreiben ein Risiko einer fulminanten Infektion mit einem Fall pro 500 beobachteten Personenjahre.

Eine wichtige Präventionsmassnahem ist die Impfung nach Splenektomie. Aktuell wird erwachsenen Patienten nach Splenektomie folgendes Impfschema im KSSG empfohlen:

  1. Pneumokokken: Pneumovax, alle 5 Jahre wiederholen
  2. Meningokokken: Konjugierter monovalenter Impfstoff (z.B. Meningitec), 6 Wochen später Impfung mit einem Polysacharid-Impfstoff (z.B. Mencevac ACWY), danach gilt die Empfehlung alle 3 Jahre mit dem Polysaccharid-Impfstoff aufzufrischen
  3. Hämophilus influenzae: Hiberix, einmalig
  4. jährlich Influenza Virus- Impfung anbieten

Die Impfungen sollten wenn möglich vor Splenektomie erfolgen, ansonsten so bald als möglich nach dem Eingriff.

Die betroffenen Patienten müssen zusätzlich über die Gefahr von invasiven Infektionen aufgeklärt sein und sich bei dem Auftreten von Fieber bei einem Arzt vorstellen. Kann sich ein Patient nicht innerhalb von 4 Stunden bei einem Arzt vorstellen, wird die Einnahme einer ersten antibiotischen Dosis mit Augmentin (1 mg) empfohlen. Eine ärztliche Vorstellung sollte im Anschluss auf alle Fälle erfolgen.

Quelle: Newland et al, BMJ, 2005; 331:417-8