Syphilis und Azithromycin: Der Bumerang kommt zurück

Noch vor wenigen Wochen haben wir über die optimistischen Studienresultate für die perorale Behandlung der Syphilis berichtet. Und schon kommen Berichte über erste Resistenzen gegenüber Makroliden. Der Erreger schlägt zurück!

Penizillin war über Jahrzehnte das Standard-Antibiotikum für Syphillis und ist es heute noch. Eine Behandlung mit einer Dosis Benzathin-Penizillin i.m. führt über viele Wochen zu ausreichenden Medikamentenspiegeln, was die Treponemen abtötet. Und bis heute bleibt Penizillin hochwirksam.

Natürlich stimmten die Erfolgsresultate von kleineren Studien zur peroralen Behandlung der Syphilis optimistisch (s. unseren Bericht darüber). Mit einer einzigen Dosis von 1 gr. Azithromycin p.os (oder 2 Dosen im Abstand von einer Woche) wurden Resultate erzielt, welche mit Penizillin identisch waren. Azithromycin gehört zu den Makrolid-Antibiotika. Dies führte vor allem in den USA zu einem deutlichen Anstieg des Azithromycin-Einsatzes bei Syphilis. Insbesodnere bei der starken Zunahme der Syphilis-Fälle in den USA ist diese Reaktion verständlich.

Doch der Bumerang kam schneller als erwartet: Bereits meldet das NEJM vom 8.Juli 04 über ein relativ häufiges Auftreten von Azithromycin-resistenten Treponemen in den USA. Die Autoren haben die molekulare Basis für die Resistenzentstehung untersucht. Offenbar genügt eine einzlne Punktmutation im 23S-rRNA Gen. Die Autoren haben anschliessend Lues-Stämme aus verschiedenen Städten aus Nordamerika (San Francisco, Baltimore, Seattle) und Irland (Dublin) untersucht. Dabei fanden sie in den Proben der letzten 3-4 Jahre eine Mutationshäufigkeit von 11% (Baltimore 1998-2000) bis 88% (Dublin 2002). Auch in SF fand sich ein deutlicher Anstieg (4% 1999-2002, 37% im 2003). Vermutlich werden die resistenten Keime innerhalb von sog. "sexuellen Netzwerken" weiter übertragen. Da Azithromycin besonders häufig für die einfache Behandlung der Chlamydien-Urethritis, der häufigsten Geschlechtskrankheit überhaupt, verwendet wird, war mit dem Auftreten der gehäuften Syphilis-Fälle die Basis für diese rasche Resistenzentwicklung gelegt.

Das Problem der Makrolid-Resistenz von T. pallidum muss nun sorgfältig beobachtet. Auf jeden Fall kann eine Behandlung der Syphilis nicht einfach ohne Nachkontrolle mit Azithromycin erfolgen. Es ist noch keine 2 Monate her, dass wir über die Zunahme der Quinolon-Resistenz von Gonokokken berichtet haben. Mit dem Auftrieb der Geschlechtskrankheiten sehen wir offenbar auch wieder vermehrt das rasche Auftreten von Resistenzproblemen.

Wir bleiben dran….

Quelle: Lukehart et al, NEJM, 8.7.04, 351:154