Spontane Hepatitis C – Clearence

4 Fälle von früher spontaner Hepatitis-C Virus Elimination ohne anschliessende Serokonversion wurden beschrieben – Ein Phänomen, das wir auch schon am Kantonspital St. Gallen nach einer Nadelstichverletzung beobachtet haben

Auf der Basis von älteren Studien wurde lange angenommen, dass eine HCV-Infektion in ~85% persistiert. Neuere Untersuchungen weisen aber darauf hin, dass es möglicherweise bei ~50% der infizierten Personen zu einer spontanen Clearence des HC-Virus kommt.

Auf serologischen und biochemischen Falldefinitionen basierende Studien könnten aber die Rate von spontaner Viruselimination zusätzlich unterschätzen (nämlich dann, wenn eine Virämie ohne Serokonversion oder biochemische Aktivität auftritt).

Eine australische Gruppe hat HCV-negative Gefängnisinsassen prospektiv untersucht und in monatlichen Abständen die HCV-RNA (PCR) bestimmt. 160 Personen erfüllten die Einschlusskriterien, 117 Patienten hatten >= 1 Follow-up Visite. Bei 4 Personen konnte im Verlauf das HCV-RNA vorübergehend im Serum nachgewiesen werden (bei 2 Personen über längere Zeit, 2-6 Monate). Bei allen 4 Personen kam es anschliessend zu einer spontanen Viruselimination. Serologisch fand sich nur eine schwache Aktivität gegen nicht strukuturale HCV-Proteine in der Immunoblot-Testung und der HCV-Screenigtest (3. Generation ELISA) blieb in allen Fällen im Verlauf negativ.

Bei den beiden weiter untersuchten Personen mit anhaltender Virämie wurde eine HCV-spezifische zelluläre Immunantwort (CD4 + CTL) beobachtet. 

Diese Untersuchung weist darauf hin, dass wir die Rate von spontaner HCV-Viruelimination wahrscheinlich unterschätzen und ist ein weiterer Hinweis dafür, dass die zelluläre Immunatwort für die HCV-Clearence von zentraler Bedeutung ist. Bereits frührer wurde gezeigt, dass Patienten, die bei einer akuten HCV-Infektion eine Virus-Clearance erreichen, eine quantitativ stärkere CD4+ Proliferationsaktivität vom Th1-Phänotyp gegen ein oder mehrere HCV-Antigene aufweisen, als Patienten, die eine chronische HCV-Infektion entwickeln.

Ein ähnliches Phänomen wurde bereits 1987 für HIV gezeigt. Ranki aus Finnland fand bei einigen Patienten mit Hochrisikoverhalten vorübergehend eine humorale Immunantwort auf einzelne Banden im Western-Blot (Ranki et al, Lancet 1987). Da einige dieser Patienten sehr viel später (über 2 Jahre) eine Serokonversion hatten, wurde angenommen, dass es sich um eine verzögerte Infektion handelt. Später hat man die Daten aber dahingehend interpretiert, dass solche vorübergehenden humoralen Reaktionen vorkommen, und dass die Patienten in der Arbeit von Ranki durch ihr repetitives Risikoverhalten später voll infiziert wurden. Andere Autoren haben später ebenfalls eine vorübergehende humorale Immunantwort dokumentieren können.

Jeffrey J. Post et al, JID 2004: 189 (15. May) 1846-1855