Leberbiopsie bei chronischer Hepatitis C – bigger is better

Wie zuverlässig hilft die Leberbiopsie bei der Abschätzung des Leberschadens weiter?

Die Mehrheit der Patienten mit chronischer Hepatitis C wird keine Zirrhose (Narbenleber) entwickeln, ein Teil der Patienten entwickelt aber nach Jahren eine Leberzirrhose und stirbt an deren Folgen. Bei jedem Patienten stellt sich die entscheidende Frage nach seiner individuellen Prognose und der Notwendigkeit und Dringlichkeit einer Therapie.

Die Leberbiopsie dient der Abschätzung der aktuell in der Leber bestehenden entzündlichen Aktivität und des Ausmaßes einer bereits eingetretenen Leberfibrose. Sie ist also die wesentliche Grundlage für die Abschätzung, wie schwerwiegend die Erkrankung bei dem einzelnen Patienten ist.

Es stellt sich somit die Frage, wie zuverlässig anhand einer Biopsie die Enzündung und Fibrose in der Leber bestimmt werden kann.

Aufgrund des „sampling errors“ können kleine und deswegen nicht repräsentative Proben die histologische Diagnose schwierig machen, eventuell sogar zur Fehldiagnose führen. Dieses Problem ist natürlich schon lange bekannt und Pathologen wünschen möglichst grosse Biopsien. Kleine Biopsie scheinen aber sicherer zu sein für den Patienten.

Bedossa et al. haben nun eine Studie durchgeführt, mit dem Ziel die minimlae Zylinderlänge zu bestimmen, um ein akzeptable Aussagekraft der Biopsie zu erhalten. Von 17 an der Leber operierten Patienten mit chronischer Hepatits C wurden grössere Leberstücke histolgisch aufgearbeitet und die Gewebeschnitte morphometrisch untersucht, d.h. die Fibrose halbautomatisch mittels Bildanalyse quantifiziert. Rechnerisch wurden dann tausende von virtuelle Biopsieproben unterschiedlicher Länge verglichen. Die Resultate der Bildanalyse wurden auch mit dem METAVIR-Score, einem häufig verwendeten semiquantitativen  Scoring-System korreliert. Die Autoren berechneten, dass die minimale Länge für einen akzeptabel repräsentativen Biopsiezylinder 25mm beträgt. Wie in untenstehender Abbildung gezeigt, ist die Variabilität (Unterschied zwischen zwei Biopsieproben) bei Zylinderlängen von weniger als 25mm deutlich grösser. 

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Die Leberbiopsie stellt bei chronischer Hepatitis C bezüglich Grading und Staging des Lebeschadens zwar nach wie vor den Goldstandart dar. Es ist aber abzusehen, dass ihre Bedeutung in Zukunft abnehmen wird. Die Abschätzung der entzündlichen Aktivität und Fibrose anhand biochemischer Surrogatmarker ist im Vormarsch, hat sich aber noch nicht durchgesetzt. Vielleicht wird sich zeigen, dass die biochemischen Surrogatmarker zuverlässiger sind als geglaubt, wenn sie mit genügend grossen Biopsien verglichen werden.

Bedossa et al, Hepatology. 2003 Dec;38(6):1449-57