HCV: Neue Therapiestrategie

Die Therapie der Hepatitis C basiert heute vorwiegend auf der Immunmodulation mit Interferon. Die lange erwarteten Resultate der ersten Behandlungen mit Protease-Hemmern sind nun verfügbar.

Knapp die Hälfte aller Patienten mit chronischer Hepatitis C können durch die aktuelle Standardtherapie mit pegyliertem Interferon und Ribavirin nicht geheilt werden. Zudem macht die auf Interferon basierende Therapie häufig starke Nebenwirkungen.
Bessere Medikamente werden daher dringend benötigt, und die Forschung läuft auf Hochtouren. In Erforschung sind bereits mehrere Substanzen, die direkt in den Lebenszyklus des Hepatitis C-Virus eingreifen – d.h. die Virusvermehrung direkt blockieren.

Am weitesten fortgeschritten scheint ein neuer Proteasehemmer mit der Bezeichnung BILN-2061 der Firma Boehringer-Ingelheim Pharma zu sein. BILN-2061 hat bereits im Reagenzglas eine gute Aktivität gegen den schwierig zu behandelden Hepatitis C-Genotyp 1 gezeigt. Nach ebenfalls vielversprechenden Resultaten im Tierversuch sind nun die Resultate einer ersten, kleinen Pilot-Studie beim Menschen im „Nature“ veröffentlicht worden.

8 Patienten nahmen während 2 Tagen vier Dosen des Wirkstoffs BILN 2061 zu sich. Bereits nach 24 Stunden war im Blut der Probanden die Viruslast um den Faktor 100 bis 1″000 gesunken. Nebenwirkungen wurden bei dieser kurzen Behandlungsdauer nicht beobachtet. Es handelt sich also um eine vielversprechende Substanz welche in den ersten 24 Stunden mindestens gleich gut wirksam ist wie Interferon. Ob sich das Präparat auch über längere Zeit als ungefährlich und wirksam erweisen wird, ist natürlich noch offen. Auch im günstigsten Falle dürften bis zur breiten klinischen Anwendung noch einige Jahre vergehen. Da das Hepatitis C-Virus (ähnlich wie HIV) rasch mutiert, wird die Therapie mit nur einem Wirkstoff wegen der Resistenzentwicklung nicht die Lösung sein. Auch eine zukünftige „bessere Therapie“ wird voraussichtlich aus einer Kombinationsbehandlung mit verschiedenen Medikamenten bestehen.