HIV-Diagnostik: Schadenbegrenzung durch Schnelltestung: Sein Einsatz zur Postexpositionsprophylaxe und in der Schwangerschaft

Referat von PD Dr. med. Pietro Vernazza, Leitender Arzt Fachbereich Infektiologie/Spitalhygiene, Kantonsspital St. Gallen.

Vor 18 Jahren, als die ersten HIV-Teste zur Verfügung standen, haben wir den Test jeweils mit grosser Zurückhaltung angewandt. Eine hohe Rate an falsch positiven Testresultaten – was immer der Fall ist wenn Personen mit geringem Risiko gestestet werden – wollten wir nicht in Kauf nehmen. Es fehlten auch wirkliche Konsequenzen bei einem positiven Testresultat. Ein solches Resultat hinterliess hiess für die Betroffenen Stigma, Angst, Unsicherheit, Verzweiflung und Isolation.

Heute hat sich die Situation geändert. Und dennoch werden HIV-Teste noch mit grosser Zurückhaltung durchgeführt. Die seit einigen Jahren verfügbaren HIV-Schnellteste haben sich in der Praxis noch wenig durchgesetzt. Dabei würden sie gerade in zwei Situationen rasche Klärung schaffen:

  • Bei Nadelstichverletzungen in der Praxis (Indikation Post-Expositions-Prophylaxe)
  • In der Schwangerschaft: HIV-Test in der Frühschwangerschaft

Oft werden Nadelstichverletzungen gar nicht mit der notwendigen Sorgfalt nachkontrolliert. Man geht davon aus, dass bei der Quelle eine HIV-Infektion als unwahrscheinlich gilt, daher verzichtet man auf eine rasche Durchführung der Postexpositionsprophylaxe.

Wäre ein HIV-Schnelltest verfügbar, könnte das Expositionsrisiko sofort untersucht und die notwendige Post-Expositionsprophylaxe umgehend eingeleitet werden. In einer Untersuchung am Kantonsspital St. Gallen (King et al, 2001) konnten mit der Einführung des Schnelltestes jährlich über 160 HIV-Sofortbehandlungen (mit all ihren Kosten und Nebenwirkungen) eingespart werden.

Die Verfügbarkeit eines Schnelltestes würde möglicherweise auch die Bereitschaft zur Testung aller schwangeren Frauen verbessern. Gemäss der jüngsten Empfehlung der Fachkommission Klinik und Therapie HIV/Aids sollte die Durchführung der HIV-Testung allen schwangeren Frauen empfohlen werden.

Eine HIV-Testung soll auch heute noch nur nach Inforamtion des/der Patienten/in erfolgen. Wichtig ist bei jeder HIV-Testung auch die Information, was der Test aussagen kann und was nicht. Eine Beratung soll immer auch versuchen, das Präventionsverhalten günstig zu beeinflussen.

Die vollständige Präsentation des Vortrags von PD Dr. Pietro Vernazza (pdf-file) finden Sie hier.