SARS-Diagnostik

Ohne Erreger, keine Diagnostik. Die WHO hat das bei verschiedenen SARS-Erkrankten gefundene neue Coronavirus als SARS Erreger identifiziert. Erste Tests stehen zwar schon zu Verfügung, jedoch kann man sich auf deren Genauigkeit noch nicht voll verlassen. Aus diesem Grind stützt die WHO auch ihre revidierten Falldefinitionen weiterhinauf klinischen Befunden ab.

Eine Reihe von internationalen Labors haben eng zusammengearbeitet bei der Identifikation des für SARS verantwortlichen Erregers. Es sieht so aus, dass der Erreger von SARS nun identifiziert ist (Stand 8.4.03). Die WHO hat die typischen elektronenmikroskopischen Bilder des Virus publiziert. Nun müssen noch die Diagnostischen Methoden entwickelt werden.

Es sind prinzipiell drei diagnostische Methoden möglich:

  1. Indirekter Antikörper-Nachweis (IgG+IgM) durch ELISA: Der Test wird erst ca. 20 Tagen nach Erkrankungsbeginn positiv. Er eignet sich somit für eine Diagnose "im Nachhinein". Der Test ist sehr spezifisch. Bei mehreren hundert Personen ohne SARS-Verdacht blieb auch dieser Test negativ.
  2. Indirekter Antikörper-Nachweis durch Immun-Fluoreszenz: Der Test detektiert IgM-Antikörper gegen SARS. Vero-Zellkulturen werden mit Serum versetzt und mittels Immunfluoreszenz identifiziert. Der Test ist arbeitsaufwändig und nicht sehr empfindlich. Ein negatives Resultat schliesst also eine Infektion nicht aus.
  3. Molekularer direkter Erregernachweis mittels PCR: Mit diesem Test wird die Erbsubstanz des Virus nachgewiesen. Der Test ist zwar sehr emfpindlich, kann aber in späteren Krankheitsstadien bereits negativ ausfallen.
  4. Erregernachweis durch Zellkultur. Diese Form der Erregerdiagnostik wurde war durchgeführt, eignet sich aber nicht zur routinemässigen Diagnostik.

Am 01.05.2003 hat nun die WHO die SARS-Falldefinition aktualisiert und erstmals mikrobiologische Laboruntersuchungen in die Definitionen miteinbezogen. Da die zur Zeit erhältlichen Tests jedoch eine relativ geringe Sensitivität und Spezifität zeigen, stützt sich die SARS Diagnosestellung nach wie vor auf die Klinik. Insbesondere ist es wichtig zu wissen, dass aufgrund der Ungenauigkeit der derzeitigen Testmethoden ein SARS-Verdachtsfall bei negativen mikrobiologischen Resultaten nicht ausgeschlossen werden kann und darf (vgl. BAG-Mitteilung)! Die Empfehlungen zur Interpretation der Resultate wurden von der WHO online publiziert. Eine adäquate Interpretation ist nur durch Fachpersonal gewährleistet.

Solange ein Erregernachweis für SARS aber noch nicht routinemässig, sicher, zuverlässig und rasch möglich ist, muss ein Patient mit SARS-Verdacht isoliert bleiben. Insbesondere kann eine SARS-Erkrankung mit den heute zur Verfügung stehenden Methoden nicht ausgeschlossen werden. Isolationsmassnahmen bleiben somit die wichtigste Massnahme zur Verhinderung der Krankheitsausbreitung.

Doch die Suche nach dem SARS-Erreger scheint noch nicht abgeschlossen zu sein. Ende April wurde ein Bericht veröffentlicht, in dem eine Chlamydien-Infektion als mögliche Ursache beschrieben wird. Bei 7 SARS-Patienten wurden Chlamydien isoliert, welche bisher nicht als humanpathogen bekannt waren. Nur bei zweien dieser Patienten konnte gleichzeitig das als ursächlich angenommenene Coronavirus nachgewiesen werden. Welche Wertigkeit diese Entdeckung haben wird, zeigt die Zukunft. Denn es muss beachtet werden, dass die in der SARS-Falldefinition verwendeten klinischen Symptome relativ unspezifisch sind und viele uns bekannte infektiöse Ursachen dahinter stehen können. Jedenfalls sollte die Diagnostik weiterer Infektionserkrankungen, welche mit einer "SARS"-Symptomatik einhergehen können, nicht vernachlässigt werden.

Welche Proben zur Diagnostik eingeschickt werden müssen, ist in den Richtlinien des KSSG und des BAG aufgeführt. Unbedingt sollten neuerdings auch Stuhlproben (v.a. bei Diarrhoe) eingesendet werden!